: Hoppegarten: Wo laufen sie denn?
Die Saison in Hoppegarten, Berlins einziger Galopprennbahn, ist gefährdet: Die ersten drei der geplanten 16 Renntage wurden abgesagt. Wenn der Union-Klub kein Finanzierungskonzept vorlegt, wird ihm die Lizenz für die Renndurchführung entzogen
von BARBARA BOLLWAHNDE PAEZ CASANOVA
„April, April!“, heißt es schon jetzt auf der Rennbahn Hoppegarten. Zwar ist für den 1. April der erste der 16 Renntage terminiert, doch seit gestern steht fest: Die ersten drei Rennen und eins im September fallen aus. Grund: Der Union-Klub, als Pächter der Anlage für den Rennbetrieb verantwortlich, hat kein tragfähiges Finanzierungskonzept. Für die diesjährige Saison werden, 2,4 Millionen Mark benötigt.
Der Vizepräsident des Galopper-Dachverbandes und Präsident der Besitzervereinigung, Karl-Dieter Ellerbracke, droht jetzt mit einem Entzug der Lizenz für die Rennführung, sollte der Union-Klub nicht bis Ende nächster Woche ein Finanzierungskonzept vorlegen. Er warf dem Vorstand nach einer Krisensitzung vor, die jetzige Situation verschleiert zu haben. „Ich sehe kaum Möglichkeiten, die ersten drei Renntage zu retten.“ Somit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort: schlechtes Management, fehlende Sponsoren, abgesagte Rennen, statt 500 nur noch 250 Pferde in den Ställen. Saisonbeginn wird nun am 6. Mai sein – mit dem wenig glamourös klingenden Preis „Möbel-Hübner-Lady-Cup-Frühjahrszuchtpreis der Dreijährigen“.
Der Union-Klub seinerseits wirft der Eigentümerin des 400-Hektar-Geländes, einer Treuhand-Nachfolge-Organisation, vor, keine entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen. Doch die Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft hat bereits in der Vergangenheit umfangreiche Mittel lockergemacht.
Die Trabrennbahnen Karlshorst und Mariendorf zeigen mehr Geschäftssinn. Doch das hat seinen Preis: Mariendorf hat zur Begleichung von Schulden und Krediten das Grundstück samt Stallungen und Trainingslagern verkauft. Die Grundlage für kostendeckendes Arbeiten soll die Verlegung der Trainingsanlagen nach Karlshorst sein. Mit mehr Groß-Events soll Geld in die Kassen kommen – und weniger mit Rennen.
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