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Die große Daimler-Produktionsfamilie

■ Der Martinshof für Behinderte eröffnet eine neue, vier Millionen Mark teure Produktionshalle für Mercedes-Zulieferer

Mit Sekt und Schnittchen eröffnete gestern der „Martinshof – anerkannte Werkstatt für Behinderte“ eine 1.600 Quadratmeter große Lager- und Fertigungshalle, angeschlossen an die schon existierende Betriebsstelle Ost in der Vahr.

Notwendig wurde der Vier-Millionen-Neubau, weil die Daimler Chrysler AG, die schon seit über 20 Jahren mit dem Martinshof zusammenarbeitet, neue Fertigungsaufträge erteilte. Die größtenteils mehrfach behinderten Martinshof-Arbeiter werden Seitenscheiben für den neuen Roadster montieren.

Arnold Knigge, Stellvertreter der Arbeitssenatorin Hilde Adolf, lobte die Zusammenarbeit zwischen Daimler und Behinderteneinrichtung, aber auch das Engagement der „Werkstatt Bremen“, die als städtischer Eigenbetrieb und Mutter des Martinshofes die Halle selbst finanziert habe. Den Beschäftigten rief er zu: „Dies ist ein schöner Tag. Wir können stolz sein, dass wir uns einbringen können in dieses Bremer Spitzenprodukt.“

Daimler-Mann Hans-Joachim Beer freute sich ebenfalls über die neue Etappe der Zusammenarbeit. Der Betrieb, der gestern auch eine Zertifizierung für Qualitätsmanagement überreicht bekam, habe auch in vergangener Zeit gleichbleibend gute Arbeit geliefert. Dabei würde die Martinshof-Abteilung behandelt wie ein normaler Geschäftspartner. „Dass wir damit nebenbei noch eine soziale Aufgabe wahrnehmen, freut uns.“ Und an die Beschäftigten gewandt: „Sie gehören zur großen Daimler-Chrysler Produktionsfamilie.“

Die Martinshof-Abteilung ist nicht das kleinste Mitglied dieser Familie. Mit einem Jahresumsatz von voraussichtlich über drei Millionen Mark gehöre die Bremer Einrichtung, so Beer, zu den 20 größten Zulieferbetrieben des Auto-Konzerns.

Die Beschäftigten arbeiten in der Fertigungshalle fast acht Stunden täglich – das Gehalt dafür beträgt zwischen 250 und 580 Mark. „Die Leute arbeiten eben viel langsamer, so kommt das zustande“, sagt eine Sozialarbeiterin.

Kritik kommt auf taz-Anfrage vom Verein „selbstbestimmt leben“: „Das Ziel muss sein, möglichst viele Leute in die Betriebe zu bekommen“, so Horst Frehe. Der Verdienst sei besser und die Behinderten könnten Arbeitnehmerrechte wahrnehmen. Daimler müsse eigentlich sechs Prozent der Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzen oder auf nicht besetzte Stellen Abgaben bezahlen. Die Vorteile für Daimler lägen auf der Hand: „Im Betrieb wäre die Produktion vermutlich teurer und weil die Arbeitsplätze auf die Behinderten-Quote umgelegt werden, sparen sie die Abgabe.“ hey

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