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„Wenden Sie sich bitte an Frau Roth“

■ Beratungsstelle Opferhilfe kann nicht mehr allen helfen, denn das Geld wird nicht mehr, die Opfer schon

Schlafen, nur wenn es hell ist, Albträume, Erinnerungen an die Tat, immer wieder, wie ein Film: manche Opfer von Verbrechen leiden noch Jahre danach. Auf Hilfe müssen sie oft lange warten. Im Jahr 2000 suchten 680 Menschen die Beratungsstelle Opferhilfe auf. Geld ist aber nur für 500 Personen da. Gestern forderten die MitarbeiterInnen der Opferhilfe einen höheren Etat. „Sonst können wir den Aufgaben einer Krisenberatungsstelle nicht mehr gerecht werden“, erklärte Mitarbeiter Peter Giese. Die PsychologInnen behandeln Gewaltopfer und deren Angehörige, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden.

„Wir wollen den Leuten helfen, wieder mit ihrem Leben klarzukommen“, sagte Psychologin Gerda Krause. Je früher die Beratung beginnt, desto leichter lässt sich das Trauma verarbeiten. Bei 2,6 Stellen und 680 Hilfesuchenden aber kommt es zu Wartezeiten, – im vergangenen Sommer lagen sie bei neun Wochen. Gerda Krause nimmt das persönlich mit: „Wenn ich über Frauen lese, die umgebracht wurden, frage ich mich immer, ob ich die wohl an der Strippe hatte und vertrösten musste.“

Oft kann sie die Hilfesuchenden auch nicht an einen Psychotherapeuten vermitteln. „Es gibt zu wenig Kollegen, die sich auf posttraumatische Belastungsstörungen spezialisiert haben“, erklärt sie. Drei bis sechs Monate müssen PatientInnen auf eine Therapie warten.

Sie für diesen langen Zeitraum zu stabilisieren, ist eine Aufgabe der Opferhilfe. Dazu sind eigentlich mindestens zehn Beratungsstunden vorgesehen. Oft bleibt es allerdings bei einer telefonischen Kurzberatung, bei der die PsychologInnen nur sehr schwer einschätzen können, wie dringend Hilfe gebraucht wird.

Die Opferhilfe finanziert sich überwiegend aus Haushaltsmitteln der Stadt Hamburg. Seit 1996 ist der Etat konstant geblieben, die Zahl der Hilfesuchenden aber um 146 Personen gestiegen.

Eine 30-Stunden-Stelle mehr sei notwendig, um den Mindeststandard zu gewährleisten. Das würde eine Aufstockung des Etats um 90.000 Mark bedeuten. Gerda Krause meint, dass „die Behörde unheimlich viel für Öffentlich-keitsarbeit ausgibt.“ Mit dem Geld, dass in Hochglanzbroschüren gesteckt werde, hätte man die Stelle längst finanzieren können. So aber wird vermutlich im September wieder das Pensum von 500 Personen erreicht sein.

Das bedeutet erneut lange Wartezeiten für die Opfer, „schließlich können wir kein Schild an die Tür machen auf dem steht: Wenden Sie sich bitte an Frau Senatorin Roth“, sagt Peter Giese. Michaela Soyer

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