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Der Weltgeist schläft noch

Die Museumsinsel wird umgebaut. Jenseits der Besucherströme befremden darum der Ort, die Bau- und Kunstwerke. Der Fotograf Rolf Zöllner hat diesen Zustand der Stille festgehalten

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

In Monumenten des Weltkulturerbes ist nun mal nichts Lebendiges beheimatet. Alt, kolossal und schweigsam kommen sie daher und erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten. Ihr Stoff ist bröckelnder Stein und Patina. Als romantische Toteninsel, die zwischen zwei Spreearmen in der Mitte Berlins aufragt, hat das 19. Jahrhundert die Museumsinsel mit ihren Tempeln der Kunst und Kulturgütern bezeichnet, die Träume produziert.

Ein Gespensterhaus war sie bereits für den Philosophen Hegel, der in ihrer Nachbarschaft seine „Ästhetik“ schrieb und die archäologische Promenade zur Heimat des Weltgeistes erhob. Für die New Generation bildet das heute keinen hinreichenden Grund, an Wochenenden im Pergamonmuseum Events zu veranstalten oder auf den Stufen des Alten Museums von Schinkel Happenings zu feiern, dass die alten Mauern wackeln.

Für den Fotografen Rolf Zöllner befindet sich die Museumsinsel einmal mehr im Zustand der Besinnlichkeit; nicht zuletzt,weil die Toteninsel wegen Sanierungsarbeiten und spektakulären Neubauvorhaben im Wartestand verharrt. Der Weltgeist schläft. Die steineren Pharaonen wirken noch stoischer. Im Depot verhüllt, als wäre sie noch gar nicht geboren, träumt eine Frauenskulptur von ihrer Erweckung.

Schweigsam ist es auf der Insel und im Museum, verlassen thronen Göttinnen und Kaiser vor ihren Palästen. Über allen Gipfeln ist Ruh’, sagt eine Stimme. Dazu tanzt über der morgendlichen Stadt, still wie ein Schattenboxer, der antike Krieger mit seinem Pferd auf dem Dach des Alten Museums.

Ist die Museumsinsel bei Zöllner kein „lebendiger Ort“ in der Stadt, sondern ein entrückter Raum, so wird doch sein Dornröschenschlaf-Zustand deutlich. Die Kräne und die Stadt rücken näher und den Skulpturen auf den Pelz, Bewegung kommt auf im Schatten der Kunstwerke und Architekturen, die dünne Hülle über der Figur wird diese bald durchstoßen. Vor der Tür warten die Bauarbeiter. Der Ort, 1822 entstanden, wird umgebaut mit unterirdischen Museumsstraßen, neuen Gebäuden und Ausstellungshallen.

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