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GEW warnt vor Dauerkrise am Lehrerarbeitsmarkt

Lehrergewerkschaft übt scharfe Kritik an der Weigerung der Kultusminister, genügend Lehrer einzustellen. GEW ist aber gegen Seiteneinsteiger

BERLIN epd ■ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erwartet auch für die nächsten Jahre eine „krisenhafte Lage auf dem Lehrerarbeitsmarkt“. Die Nachfrage nach Lehrkräften könne in beinahe allen Schulformen in Westdeutschland ab 2005 nicht gedeckt werden, erklärte GEW-Chefin Eva-Maria Stange gestern in Berlin. Ursache dafür seien die stabilen Zahlen von SchülerInnen und die gleichzeitig steigende Zahl von Pensionierungen.

Derzeit sei der Lehrerarbeitsmarkt von einer Trendwende geprägt: Noch vor kurzem habe ein Überschuss von frisch ausgebildeten Pädagogen bestanden, nun herrsche plötzlich Mangel. Stange kritisierte die Kultusminister, weil dies absehbar gewesen sei. Die Minister hätten dennoch nichts getan, den „personalpolitischen Schweinezyklus“ zu durchbrechen. Um in Zukunft zu verhindern, dass tausende Lehramtsstudenten zunächst nicht eingestellt würden – und dann kurz darauf dennoch eine Lücke in den Schulen entstehe, forderte Stange Konsequenzen: Die Kultusminister sollten endlich eine kontinuierliche Ausbildungs- und Einstellungspraxis anwenden, um eine stabile Lehrerversorgung zu gewährleisten. Dazu sei es nötig, jedes Jahr mindestens drei Prozent Junglehrer einzustellen.

Zur Behebung des aktuellen Mangels an Lehrkräften empfahl die Gewerkschaftsvorsitzende die Anwerbung von arbeitslosen Pädagogen. Stange äußert sich reserviert zu der Idee, so genannte „Seiteneinsteiger“ in die Schulen zu holen. Unter Hinweis auf die Bildungsqualität sagte sie, für „pädagogische Leichtgewichte und Schnellbesohlte“ gebe es keinen Bedarf an den Schulen. Nur nach einem zweijährigen pädagogischen Ergänzungsstudium sollten etwa Ingenieure Lehrer werden dürfen, sagte sie.

Die Gewerkschaftsvorsitzende forderte auch die Anhebung der Anwärterbezüge auf 75 Prozent der Eingangsbesoldung. Derzeit läge der Sold für Lehramtsreferendare nur bei 40 Prozent von Junglehrern – damit verdienten sie weniger als Lehrlinge des Baugewerbes im dritten Lehrjahr (rund 1.900 Mark).

Den Lehrermangel führte die GEW-Vorsitzende auf das schlechte Image des Pädagogenberufes zurück. Verlängerung der Arbeitszeiten, schlechte materielle Bedingungen und öffentliche Diffamierungen hätten dazu beigetragen. Stattdessen müsse jetzt mit einem attraktiven Berufsbild unter Abiturienten für das Lehramtsstudium geworben werden. cif

kommentar SEITE 11, bildung SEITE 16

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