: Klerikale Missbräuche
Der Vatikan bestätigt Berichte über sexuelle Übergriffe von Priestern auf Nonnen in Afrika
ROM dpa/rtr ■ Der Skandal um die sexuellen Übergriffe afrikanischer Priester auf Nonnen zieht weitere Kreise. In Rom wurden gestern vertrauliche kirchliche Berichte bekannt, wonach nicht nur Priester, sondern auch Bischöfe in den Skandal verwickelt sein sollen. In einem Bericht an den Vatikan beklagte sich eine Ordensschwester schon vor Jahren über eine „Konspiration des Schweigens“ vonseiten der Kirche.
Der Vatikan hatte am Dienstag erstmals Berichte bestätigt, wonach Priester in Afrika Nonnen und Ordensschwestern sexuell ausbeuten. Wenn Opfer schwanger wurden, hätten Kirchenmänner sie sogar teilweise zur Abtreibung gezwungen, hieß es in den Berichten. Auch von Vergewaltigungen war die Rede. Ein Vatikansprecher meinte, die Dinge würden untersucht – von konkreten Strafen sprach er nicht.
Vorausgegangen waren italienische Presseberichte, denen zufolge die Sorge über sexuelle Übergriffe von Priestern vor allem in der Dritten Welt umgehe. Die römische Tagezeitung La Repubblica berichtete von Priestern und Missionaren, die katholische Ordensschwestern belästigen, zum Sex zwingen oder vergewaltigen. Das Blatt beruft sich dabei auf Informationen aus Vatikanarchiven.
Es gebe „hundert Anklagen“ dieser Art, schreibt der Vatikanexperte Marco Politi. Vor allem in Afrika sei die sexuelle Ausbeutung von Schwestern und Nonnen verbreitet. Bereits 1995 habe die Kongregation für die Ordensberufe entsprechende Berichte erhalten. Diese seien aber unter Verschluss gehalten worden. „Die Anklagen sind präzise und mit Namen und Vornamen unterschrieben“, schreibt das Blatt.
Ähnliche Berichte habe es schon in amerikanischen Kirchenzeitungen gegeben. Derartige sexuelle Gewalt gebe es aber auch in Brasilien, Kolumbien, Indien, den Philippinnen, aber auch in Italien und Irland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen