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Sprudeln in Strudeln

„Whirl & Wake“: Die Galerie Mönch zeigt im Rahmen der „sic!projects“ Videos und Fotos von Corinna Rosteck

Nicht still ruht der See, im Gegenteil. Die Wasseroberfläche ist in Bewegung, so wie der Mensch, der da auf- oder eintaucht. Klar ist die Situation nicht, Corinna Rosteck überlässt einem selbst die Entscheidung, verrät nur, dass die Aufnahme in einem Berliner See entstand. Die von Michaela Nolte organisierten „sic!projects“ in der Galerie Mönch lädt mit „Whirl & Wake“ zum Sinnieren über Ein-, Unter-, Weg- und Auftauchen ein.

Die Arme halb aus dem Wasser gestreckt, sind nur die nassen Haare und die Stirn zu sehen. Um den Körper herum kleine Strudel, Wellen, Tropfen und Spritzer. Am Rand des Bildes, da, wo das Wasser noch oder schon wieder ruhig ist, spiegeln sich dunkel und unförmig die Arme.

Mann oder Frau? Eine eigentlich belanglose Frage. Eher schon denkt man an Schillers Ballade „Der Taucher“, in der ein Jüngling in die Tiefe taucht und wieder aufsteigt, vom König ein zweites Mal hinab ins kalte Nass geschickt wird und nicht wiederkehrt: „Da unten aber ist’s fürchterlich.“ Tatsächlich hat Corinna Rosteck, die an der Berliner HdK studierte, die männliche Taucherfigur weiblich besetzt. Doch das Modell ist nicht mehr in einer folgerichtigen Handlung abgebildet, sondern das Thema ist die Inszenierung der Bilder selbst. So nimmt eine kleine Serie an der gegenüberliegenden Wand Details des zwei mal eineinhalb Meter großen Prints wieder auf. Die Fotos auf Metall reflektieren das Licht verschiedene, je nach Standort, wirken sie mal plastisch, dann wieder platt. Changierend wie ein dem Wasser entstiegener Körper.

Wer „Whirl and Wake“ – Strudel und Kielwasser – darstellen will, bedarf der bewegten Bilder. Deshalb hat Corinna Rosteck ein zusätzliches Video „gedreht“. Doch die 33-Jährige, ganz der Malerei verpflichtet, gibt dem Betrachter auch darin das einzelne Bild zurück, lässt ihm Zeit, die filmische Sequenz zu betrachten.

Die Inszenierung der Fotografien hat Rhythmus, die Bildfolgen kommen wie Atem- und Schwimmstöße daher. Wellen, Wasserspritzer, eine dahin gleitende Figur, lange nasse Haare, Ringe, Bahnen – Bild für Bild, sozusagen Schwimmzug für Schwimmzug, folgt man der Taucherin unter die Oberfläche und zurück. Pulsierend gibt der Bilderfluss den Blick in die Tiefe frei, gerade weil Bilder fehlen. So taucht man ab und unter. Ganz ohne Taucherbrille und Schnorchel. ANDREAS HERGETH

Bis 28. April, Mi. – Fr. 15 – 19; Sa. 11 – 15 Uhr, Galerie Mönch, Reichstr. 52

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