Biometrie auf der Cebit

Der Sicherheitsbedarf kurbelt den Markt für Identifikationssysteme an. Künftig soll jeder Computer mit einer biometrischen Zugangskontrolle ausgerüstet sein

Seit gestern hat die Cebit die Tore geöffnet. „Get the spirit of tomorrow“ heißt es in Hannover, und wie jedes Jahr werden hunderttausende dem Ruf folgen, um sich eine Woche lang staunend durch die Ausstellungshallen zu schieben.

Auf der Cebit werden diverse biometrische Erkennungssysteme vorgestellt, die Menschen aufgrund von Körpermerkmalen identifizieren können. Dafür werden, je nachdem, Fingerabdrücke, Iris, Gesicht oder die Handgeometrie analysiert. Andere Systeme erkennen Menschen am Verhalten, etwa am Tippverhalten auf Tastaturen.

Eine im Dezember veröffentlichte Studie des New Yorker Marktforschungsunternehmens Frost und Sullivan sagt der Branche einen Boom voraus. Allein der europäische Markt verspreche bis 2006 Umsatzsteigerungen von derzeit 65 Millionen auf knapp 350 Millionen Mark jährlich. Die Marktforscher begründen ihre Einschätzung vor allem mit dem enormen Sicherheitsbedarf in den neuen Medien. Künftig werde jeder Computer über biometrische Zugangskontrollen verfügen, die unbestechlich, sicher und bequem seien. Sie könnten künftig Betrügereien im Internet Handel unmöglich machen und böten Schutz vor unbefugtem Zugriff auf empfindliche Computerdaten. Als künftige Großkunden der Biometriebranche gelten auch die Autoindustrie und Sicherheitsbehörden.

Auf der Cebit stellt die Greifswalder Morphosoric AG ein Gerät vor, das innerhalb von Sekundenbruchteilen Fingerabdrücke identifizieren kann. „Künstliche Fingerabdrücke aus Silikon und Folie werden als Fälschungen erkannt und abgewiesen“, wirbt der Hersteller. Per Fingerabdruck können sich künftig Kunden des Internet-Tradecenter DCI AG anmelden; statt ein Passwort einzugeben, reicht ein kurzes Tippen auf einen wahlweise in Maus oder Tastatur integrierten Sensor.

Gesichtserkennungs-Software wird unter anderem vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), Erlangen, vorgestellt. Das System erkennt Gesichter in Videobildern und arbeitet wie die Software von Viisage auf Grundlage eines Eigengesichts. Angela Raguse, Pressesprecherin des IIS, schließt eine Nutzung zu Fahndungszwecken jedoch aus: „Wir arbeiten in eine ganz andere Richtung. Unsere Vision ist ein intuitives Programm, das verschiedene Gesichtsausdrücke deuten und uns Wünsche von Augen und Lippen ablesen kann.“

Auch der europäische Marktführer für Gesichtserkennungs-Systeme, die ZN GmbH aus Bochum stellt auf der Cebit aus. ZN ist aus einer Forschungsgruppe der Ruhruniversität Bochum hervorgegangen. ZN-Gründer ist Christoph von der Mahlsburg. Er war seit 1993 als Professor der University of Southern California (USC) und Leiter eines Forscherteams maßgeblich am FERET-Programm des US Verteidigungsministeriums beteiligt. Von der Mahlsburg und sein Team haben eine Technologie entwickelt, bei der Gesichter mit einem Raster überzogen und an fast 2.000 Messpunkten analysiert werden. Wenn Punkte verdeckt sind, etwa durch Sonnenbrillen, überspringt sie das System. Die ZN-Systeme verfügen über Infrarotfilter, die auch täuschend echte Gesichtsmasken zuverlässig erkennen. TP