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Gefangener stirbt im Hungerstreik

In der Türkei setzen rund 250 Insassen der neuen Haftanstalten ihr so genanntes Todesfasten fort

ISTANBUL taz ■ Am Mittwochnachmittag ist in der Türkei der 28-jährige Gefangene Cengiz Soydaz an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben. Soydaz, der im Hochsicherheitsgefängnis in Sincan bei Ankara seit 60 Tagen die Nahrungsaufnahme verweigerte, starb auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem er bereits im Knast das Bewusstsein verloren hatte.

Cengiz Soydaz war Mitglied der „Revolutionären Volksbefreiungsfront“ DHKP/C, die seit November letzten Jahres mit Hungerstreiks unter der Bezeichnung „Todesfasten“ gegen die neuen Hochsicherheitsgefängnisse – die so genannten F-Typ-Gefängnisse – protestiert. Im Dezember hatte die türkische Regierung die alten Knäste, in denen sich die hungerstreikenden Häftlinge teilweise verbarrikadiert hatten, von Armee und Sondereinheiten der Polizei stürmen lassen, um die Gefangenen gewaltsam in die neuen Haftanstalten zu verlegen. Bei dieser Aktion wurden dreißig Gefangene und zwei Soldaten getötet. Entgegen den Erwartungen der Regierung setzten viele Gefangene in den neuen Gefängnissen den Hungerstreik fort.

Rund 250 Gefangene beteiligen sich an dem „Todesfasten“, das seit 154 Tagen andauert. Nach Auskunft von Ärzten hat es bislang nur deshalb nicht mehr Todesfälle gegeben, weil die Hungerstreiker gezuckertes Wasser und Vitamin-B-Tabletten zu sich nehmen. Angehörige der Gefangenen berichten nun, dass etliche Häftlinge sich „an der Schwelle des Todes“ befänden.

Das Ziel der Hungerstreikenden ist nach wie vor die Abschaffung der F-Typ-Gefängnisse oder zumindest eine Zusammenlegung in größeren Gruppen innerhalb der Hochsicherheitstrakte. Seit der Verlegung in die neuen Gefängnisse berichten Angehörige und Anwälte im Anschluss an Besuche von andauernden Misshandlungen der Gefangenen. Der Europarat hat die Türkei aufgefordert, eine unabhängige Untersuchung der neuen Gefängnisse und der Umstände, unter denen die Gefangenen während des Sturms auf die Knäste im Dezember getötet wurden, zuzulassen.

JÜRGEN GOTTSCHLICH

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