: Kandidatenküren
Ohne Herausforderer keine Neuwahlen. Oder keine Neuwahlen ohne Herausforderer? Die SPD sucht noch
„Entweder Landowsky geht, oder wir verlassen die Koalition.“ Das hört man dieser Tage in der SPD recht häufig. Was aber, wenn die SPD tatsächlich die Koalition verlassen müsste? Einen Herausforderer von Eberhard Diepgen (CDU) müsste sie schon aufbieten. Oder sollte sie gar nicht erst herausfordern wollen, weil es keinen Herausforderer gibt?
Wäre es nicht auch ernst, hätte das Machtspielchen um den künftigen SPD-Spitzenkandidaten am Wochenende einen neuen Höhepunkt erfahren. Ausgerechnet den Theologen Richard Schröder soll sich die SPD-Linke als Wunschkandidaten ausgedacht haben.
Das zumindest berichtet die Morgenpost und beruft sich auf den Sprecher des linken Donnerstag-Kreises, Stefan Grönebaum. Doch der fühlt sich missverstanden. Sein linker Sprecherkollege Hans-Geog Lorenz ist trotzdem sauer. „Wieso sollten wir uns ausgerechnet einen wie Schröder aussuchen?“ In der Tat gilt der ehemalige SPD-Fraktionsschef in der DDR-Volkskammer als entschiedener Gegner einer Koalition mit der PDS. Ohne die ist aber kein Wechsel machbar. Bereits zuvor hatte SPD-Fraktionssprecher Peter Stadtmüller Gerüchte dementiert, denen zufolge es die ehemalige SPD-Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit richten solle.
All die Spekulationen sind freilich Ausdruck davon, dass die beiden anderen Kandidaten nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen. SPD-Landeschef Peter Strieder ist zwar bekannt wie ein bunter Hund, dafür wenig gelitten. Fraktionschef Klaus Wowereit ist beliebter als Strieder, aber weniger bekannt. Einen Vorteil scheint Wowereit inzwischen aber zu haben. Schulsenator Klaus Böger, dem auch eigene Ambitionen nachgesagt wurden, hat nun zugunsten von Wowereit zurückgezogen. Das zumindest berichtet der Spiegel.
Doch auch Wowereit hat ein Dilemma. Weiter als Peter Strieder hat er sich aus dem Fenster gelehnt, als es um die Forderung nach einem Rücktritt von Klaus Landowsky ging. Was ihm bei der SPD-Basis Pluspunkte einbrachte, könnte sich allerdings bald schon ins Gegenteil kehren. Je länger Landowsky im Amt bleibt, desto mehr erscheint Wowereit als zahnloser Papiertiger.
SPD-Fraktionssprecher Peter Stadtmüller versucht indessen, die Zeitschiene für einen Rücktritt Landowskys auszuweiten. Entscheidend sei der Mai. Dann werden die Weichen für den Landeshaushalt gestellt, und dann nimmt auch der Untersuchungsausschuss seine Arbeit auf.
UWE RADA
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