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Gefährderansprache für Radfahrer

■ Endlich mal keine langweilige Innenminister-Konferenz: Auf der Straße kämpft Innensenator Schulte gegen das Böse

Innensenator Bernt Schulte (CDU) begibt sich persönlich an Bremens neuralgische Punkte: An der Bischofsnadel, wo rasende RadlerInnen immer wieder harmlose PassantInnen in Angst und Schrecken versetzen, schreitet der Senator selbst zur „Gefährderansprache“, aus der präventiven Hooligan-Bekämpfung bewährtes Polizei-Konzept.

Allein, die illegalen Radler wollen sich nicht recht einstellen – gegen Polizeiaufgebot, die senatorische Entourage und den herbeigetrommelten Presse-Pulk auf dem Bürgersteig ist auch kein Durchkommen. So begnügt sich der Senator also mit Ansprachen in Kameras und Mikrofone über das Fehlverhalten rüpelhafter Pedalisten.

Am anderen Ende des Bischofsnadel-Tunnels geht derweil ein gestandener Polizeibeamter seinem mühseligen Geschäft nach. Auch den RadlerInnen, die bei seinem Anblick schon von weitem vom Drahtesel steigen, säuselt er ein freundliches „Das war nicht richtig“ entgegen. „Ich weiß, 'tschuldigung“, kommt es zurück. In Ordnung, für dieses Mal vergeben. „Beim nächsten Mal kostet das 'nen Zehner“, mahnt der Ordnunghüter väterlich. Dabei weiß er selbst nicht, wann das nächste Mal sein wird. „Wir machen das hier mal zwischendurch“, sagt er, „wenn wir gerade Personal haben.“ Und wenn sich die Geschäftsleute aus dem Bischofsnadeltunnel sich mal wieder beschwert haben. Aber dass die Abkürzung ins Viertel morgern wieder geradelt wird wie immer, ist ihm auch klar. „Viele Leute zeigen nur auf das Transparent“, sagt sein Kollege. „Bitte absteigen“ steht da, blau auf orange – zu höflich, um respektiert zu werden?

Henning Scherf hat Glück, macht den Rückweg von der Siesta heute ausnahmsweise ohnehin zu Fuß. Vom Kollegen Schulte will er sich dennoch nicht zum publikumswirksamen Mitmachen anstiften lassen, hektikt lieber grüßend weiter. Schließlich gibt es reichlich Gefahrenhorte in der Stadt. Wahrschscheinlich muss der Präsident des Senats sich dringend die Jugendlichen zur Brust nehmen, die vor dem Rathaus gerade serienweise Pfennige von der holpernden Straßenbahn plattwalzen lassen. jank

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