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Mord an Ulrike aufgeklärt

Mutmaßlicher Mörder nach positiver DNA-Analyse geständig. Bund Deutscher Kriminalbeamter kritisiert geplante Polizeireform: auch künftig Spezialisten gefordert

POTSDAM/COTTBUS dpa/ddp ■ Fünf Wochen nach dem Sexualverbrechen an der zwölfjährigen Ulrike aus Eberswalde hat die Polizei den mutmaßlichen Mörder gefasst. Gegen den 25-Jährigen Stephan J. wurde Haftbefehl wegen Mordes und sexuellen Missbrauchs erlassen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt von Frankfurt (Oder), Carlo Weber, gestern in Potsdam. Der Mann habe ein umfassendes Geständnis abgelegt und dabei eindeutiges Täterwissen offenbart. Zudem sei er auch durch die DNA-Analyse überführt worden. Eine Speichelprobe des Mannes stimme mit am Tatort gesicherten Spuren genetisch überein. „Es war der erwartete Volltreffer.“ Auch ein am Tatort gefundener Fingerabdruck sei mit dem des Festgenommenen identisch.

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) reagierte mit Erleichterung auf den Fahndungserfolg. Er dankte Polizei und Staatsanwaltschaft für ihren Einsatz bei der Aufklärung des Verbrechens. Die zähe Kleinarbeit der Sicherheitsbehörden und die Mithilfe der Bürger hätten diesen Erfolg ermöglicht.

Ulrike war am 22. Februar in Eberswalde auf dem Weg zum Sporttraining entführt und wahrscheinlich noch am selben Tag missbraucht und getötet worden. Ihr Mörder hatte in Strausberg bei Berlin einen VW Polo gestohlen, den er dann bei der Tat benutzte. Die Leiche des Mädchens wurde zwei Wochen später in einem Waldstück von einem Spaziergänger entdeckt.

Ein Großaufgebot von insgesamt rund 5.500 Polizisten suchte zwei Wochen lang vergeblich nach der Schülerin. Anhand der Spuren am Fundort konnten Spezialisten einen kompletten genetischen Fingerabdruck des Täters erstellen, der mit einer DNA-Probe des 25-jährigen Verdächtigen verglichen wurde.

Mit Blick auf die Ermittlungen im Mordfall Ulrike hat der brandenburgische Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) die geplante Polizeireform kritisiert. Der Fall habe das Erfordernis qualifizierter und spezialisierter Polizeiarbeit erneut deutlich gemacht, sagte Landesvorsitzender Wolfgang Bauch gestern in Cottbus. Bewährte Strukturen dürften nicht mit der Brechstange umorganisiert werden. Es sei erforderlich, die Kriminalpolizei personell und strukturell zu stärken. Bei der Polizeistrukturreform soll die Zahl der Polizeipräsidien von fünf auf zwei Standorte verringert werden. Es sei noch völlig unklar, so Bauch, ob es nach der Reform noch eine Mordkommission in Eberswalde, Oranienburg und Cottbus geben werde. Der BDK-Landesvorsitzende forderte, künftig wesentlich mehr Gentests vorzunehmen. Diese müssten wie der Fingerabdruck zum Standard-Repertoire bei der erkennungsdienstlichen Behandlung von Tatverdächtigen gehören.

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