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Lästiger Klotz beim Drahtseilakt mit Perspektive

■ UKE plant Neubau, um 500 Stellen abbauen zu können. Mitarbeiter sind misstrauisch

Hohe Kosten für Altersversorgung und den Strahlenskandal, weniger Geld für medizinische Leistungen: Der Uniklinik Eppendorf, die demnächst per Gesetz in die Selbständigkeit entlassen werden soll, stehen schwere Zeiten bevor. Der kaufmännische Direktor Behrend Behrends stellte jetzt den „Masterplan“ vor, mit dem die Klinik dennoch wirtschaftlich gesunden und „an die Spitze der Repub-lik“ gelangen soll.

Kernstück seiner Vision: Das UKE, das derzeit in vielen Gebäuden auf 35 Hektar verteilt ist, wird in zwei großen Trakten – einem für Lehre und Forschung und einem für die Krankenversorgung – im nördlichen Teil des Geländes neu gebaut. Die kürzeren Wege sollen ab 2008 zu jährlichen Einsparungen von 55 Millionen Mark führen. Das beträfe, so Behrends, „450 bis 500 Vollzeitkräfte aus allen Bereichen“. Ohnehin geplant sei ein Abbau von 150 MitarbeiterInnen noch im Jahr 2001 und von weiteren 100 bis 2005. Dies solle nicht durch Kündigungen, sondern per Fluktuation geschehen.

Behrends bezeichnete den Plan als „Drahtseiltakt mit Perspektive“. Denn insbesondere wegen der Altersversorgung der derzeit 7000 Beschäftigten rechne er mit „wachsenden Verlusten“. Als Polster, um diese aufzufangen, stehen 15 Hektar Fläche zur Verfügung, welche die Klinik nicht mehr braucht und verkaufen darf. Dem Visionär schwebt vor, hier einen „Gesundheits- und Wissenschaftspark“ mit Hotels und Praxen anzusiedeln.

Der Neubau, der 950 Millionen Mark kosten würde und – analog zum Polizeipräsidium – über eine private Gesellschaft finanziert werden könnte, sei „noch nicht entscheidungsreif“, bremste SPD-Wissenschaftspolitiker Wolfgang Marx. Gleichwohl wolle die Stadt das UKE „nicht am ausgestreckten Arm verhungern lassen“ und werde weiterhin Zuschüsse zahlen.

Dem Publikum – überwiegend UKE-Angestellte – war dies nicht geheuer. Sie habe das Gefühl, dass die Stadt sich „auf Kosten der Mitarbeiter eines lästigen Klotzes entledigen will“, sagte eine Zuhörerin. Kosteneinsparung bedeute „Arbeitsverdichtung für die Mitarbeiter“, glaubt auch Personalvertreter Jürgen Altenhoff. Es mache ihn misstrauisch, dass der Senat ausgerechnet dann, wenn die MitarbeiterInnen besonderen Schutz bräuchten, „deren Rechte beschneidet“.

So habe die Stadt in den Verhandlungen um die Überleitung des Personals ins verselbständigte UKE lediglich einen zweijährigen Schutz vor Kündigungen angeboten. Zudem werde der Personalrat der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen zu Gunsten eines Gesamtpersonalrats, in dem diese kaum mehr vertreten seien, abgeschafft. Kaija Kutter

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