: nach europa geht der visuelle weg: karen kilimnik malt blumen und prinzessinnen
In goldenen Lettern prangen ihr Name und der Titel „Paintings“ auf dem aufwändig gestalteten Bildband mit Goldschnitt, Titelmedaillon und schwarzem Samteinband (Edition Patrick Frey c/o Scalo Verlag, Zürich 2001, 78 Mark). Siebzig kleinformatige Gemälde von Karen Kilimnik sind darin reproduziert. So edel wie das Buch tritt auch die „Periwinkle Flower by the Stream Near the Elves at Night“ auf, eine nachtblaue Irisblüte vor schwarzem Hintergrund, die – in feinster Manier gemalt – direkt einem Holländer des 17. Jahrhunderts abgeschaut sein könnte. Doch hier liegt nur eine Inspirationsquelle der Künstlerin. Wie Karen Kilimnik im Nachwort berichtet, sind ihre Arbeiten sonst von Lifestyle-Magazinen und Modezeitschriften, vom Fernsehen und dort besonders vor der „Avengers“-Serie mit Emma Peel geprägt, schließlich von der Oper und vor allem vom Ballett. „Prince Desiré on a Break from Sleeping Beauty Out at Petrossian’s for Dinner“ zeigt Leonardo DiCaprio als Tänzerprinzen, wobei er an anderer Stelle auch als „Prince Albrecht at Home at the Castle on School Break“ auftaucht, rechts und links gesäumt von Bildern mit den sprechenden Titeln „Castle, Salzburg“ und „Vampires, Black Forest“. Nach ihrem 1997, ebenfalls in der Edition Patrick Frey erschienenen ersten Buch „Drawings“, in dem Kilimniks Interesse vorrangig Models, Schauspielerinnen und den Prinzessinnen Caroline von Monaco und Lady Di sowie Katzen und Rassepferden galt, geht ihr Weg nun aufs Land, das sich bukolisch gibt, mit Blumenstillleben und Rokokotäubchen. Ihr visueller Weg geht eindeutig nach Europa, und das ist für eine amerikanische Künstlerin der Generation Cindy Shermans doch neu und überraschend. Wbg
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