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Luftzwischenfall wird Belastungsprobe

Das konfliktgeladene Verhältnis zwischen Peking und Washington wird durch den Zusammenstoß zweier Militärflugzeuge weiter belastet. Washington drängt auf Herausgabe des in China notgelandeten US-Flugzeugs

BERLIN taz ■ Die USA und China haben gestern auf den Zusammenstoß zweier Militärflugzeuge mit gegenseitigen Schuldvorwürfen reagiert. Am frühen Sonntagmorgen war ein US-Spionageflugzeug über dem Südchinesischen Meer leicht mit einem chinesischen Abfangjäger zusammengestoßen. Während die US-Propellermaschine mit 24 Mann Besatzung auf dem Militärflughafen Lingshui auf der südchinesischen Insel Hainan notlanden konnte, stürzte der chinesische Jet nach Angaben der Regierung in Peking ab. Der Pilot werde noch vermisst.

Nach US-Angaben befand sich das auf der japanischen Insel Okinawa stationierte Aufklärungsfluzgzeug vom Typ EP-3 auf einem Routineflug in internationalem Luftraum, als es von zwei chinesischen Kampflugzeugen abgefangen wurde. Der Chef der US-Pazifikflotte, Dennis Blair, sprach von einem Unfall, für den Chinas Piloten verantwortlich seien. Ein chinesischer Jet habe das US-Flugzeug berührt, so Blair. Er beschwerte sich zugleich über die gewachsene Aggressivität der chinesischen Kontrollflüge. Dagegen hätten die USA bereits wiederholt protestiert.

Nach chinesischen Angaben drang dagegen das US-Flugzeug in den chinesischen Luftraum ein. Um 9.07 Uhr habe das US-Flugzeug 104 Kilometer südlich von Hainan pötzlich seinen Kurs in Richtung des chinesischen Jets geändert und ihn gerammt, sagte Chinas Außenamtsprecher Zhu Bangzao laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Damit habe der US-Pilot gegen die Flugregeln verstoßen, weshalb die amerikanische Seite die volle Verantwortung trage, so Zhu. Das US-Flugzeug sei dann ohne Genehmigung in Hainan notgelandet. China behalte sich das Recht vor, mit den USA über das Eindringen des Flugzeugs in den chinesischen Luftraum und das Landen auf seinem Flughafen zu verhandeln, sagte Zhu.

Peking beansprucht das Südchinesische Meer als sein Hoheitsgebiet. Das wird international aber nicht anerkannt, zumal auch andere Anrainerstaaten wie die Philippinen oder Vietnam Teile der Region für sich beanspruchen. Das Gebiet, in dem große Öl- und Gasvorkommen vermutet werden, gilt als potenzieller Konfliktherd.

Gestern bemühten sich US-Diplomaten in Hainan um Zugang zu der Maschine und ihrer Besatzung, die unversehrt geblieben war. Ein Sprecher der US-Pazifikflotte warnte China, die Maschine nicht anzutasten. In Peking beschwerte sich der US-Botschafter und Exkommandant der US-Pazifikflotte, Joseph Prueher, dass 32 Stunden nach der Notlandung die Mannschaft noch immer isoliert sei. Chinas Außenamtssprecher Zhu hatte zuvor nur gesagt, China habe für die US-Besatzung „angemessene Maßnahmen“ ergriffen. Ansonsten ließ China gestern offen, wie es mit dem Flugzeug und seiner Besatzung umzugehen gedenkt.

Finden die beiden Seiten nicht schnell eine Lösung, könnte dies das ohnehin angespannte bilaterale Verhältnis weiter belasten. Die Pläne der neuen US-Regierung von Präsident George W. Busch für eine nationale Raketenabwehr (NMD) sieht Peking ebenso gegen sich gerichtet wie den Versuch Washingtons bei der derzeit in Genf tagenden UN-Menschenrechtskommission, eine Verurteilung Chinas zu erwirken. In letzter Zeit wurden die Beziehungen auch durch die Verhaftung mehrerer chinesischstämmiger Wissenschaftler mit US-Pässen oder US-Aufenthaltsrecht in China belastet.

Bald muss Präsident Busch zudem über US-Waffenlieferungen an Taiwan entscheiden. Sollte die von Peking als abtrünnige Provinz bezeichnete Inselrepublik die gewünschten Zerstörer mit hochmodernem Aegis-Radar bekommen, dürfte sich Pekings Verhältnis zu Washington weiter verschlechtern. SVEN HANSEN

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