: Personifizierter Radikalismus
■ Ausstellung des Verfassungsschutzes zu Rechtsextremismus
„Was sollte das den mit dem Cas-tor“ fragt eine Schülerin bei der gestrigen Eröffnung der Ausstellung „Demokratie ist verletzlich. Rechtsextremismus in Deutschland“ des Bundesamtes für Verfassungschutz (BfV). Bei der Eröffnung im Leo-Lippmann-Saal der Finanzbehörde hatte Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) betont, das „alle Demokraten im Kampf gegen Rechts“ gefordert sein und sich gegen „jeden Missbrauch des Demonstrationsrechts, wie es auch beim Castortransport geschah“ wehren müsste. „Demokratie ist verletzlich“ erklärte er und rief zum Handeln auf: „Tut was.“
Auch Klaus-Dieter Fritsche, Vizepräsident des BfV forderte Zivilcourage gegenüber Rechtsextremismus zu zeigen und erklärte: „Mit der Ausstellung möchten die Verfassungschutzbehörden die Gefahren vom Rechtsradikalismus aufzeigen und gleichzeitig Einblicke in ihre Arbeit geben.“
Als Eyecatcher der Ausstellung soll eine als Naziskinhead verkleidete Schaufensterpuppe dienen. Dieser Personifizierung des Rechts-extremismus, verbunden mit Gewalt, stellen die Ausstellungsmacher in den Mittelpunkt. Andere Formen des Rechtsradikalismus werden nur am Rande angedeutet.
Als „wichtigste Ursachen rechtsextremistischer Gewalt“ machen der BfV u.a. „soziale Unzufriedenheit“, „Zukunftsangst“, „Alkohol“, „Ausgleich von Minderwertigkeitskomplexen“ und „Gewaltdarstellungen in den Medien“ aus. Diesen Zusammenhang belegen allerdings die verschie-denste Studien über rechtsextremistische Einstellungen und Verhaltensweisen nicht. Über die gesellschaftlichen Ursachen von Rechts-extremismus erfährt man bei einem Besuch der kleinen Ausstellung wenig. Andreas Speit
Die Ausstellung läuft von morgen bis zum 4. Mai
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen