: Schröder war faul
betr.: „Der Verdacht“, „Schröder: Faule! Arbeiten!“, taz vom 7. 4. 01
Frau Dribbusch weist zu Recht darauf hin, dass die Lebensplanung Arbeitsloser seltener moralisch als pragmatisch ist. Die Argumentationsweise derjenigen, die Arbeitslose der Faulheit verdächtigen, ist nun diese moralische Ebene. Hier stellt sich für mich doch wieder die Frage, ob die Diskussion nicht doch auf der moralischen Ebene geführt werden muss, allerdings auf deren Seite.
Wer wagt es, sich anzumaßen zu bestimmen, was einem Arbeitslosen an Arbeit zumutbar ist, und so elementar in dessen Lebenslauf mit einzugreifen? Letztendlich bleibt dies wieder an einem einzelnen Sachbearbeiter im Arbeitsamt hängen, der sich dann dem Einzelfall gegenübersieht und hier eine Entscheidung über dessen Moralität treffen muss. Ich halte diese (oder eine ähnliche) Folge gegenüber dem Betroffenen für moralisch höchst anmaßend, gegenüber dem Ausführenden für höchst zumutend und insgesamt für ziemlich untragbar! Ich kann mir kein Modell der Durchführung vorstellen, das mit meinem Demokratieverständnis vereinbar wäre.
Die pauschalierenden Äußerungen, die in dieser Weise zu dem Thema getroffen werden, können für mich entweder nur aus großer Distanz zum Schauplatz geschehen (wie scheinbar die von Frau Dribbusch erwähnten Daten belegen), oder aus einer Position, die unverhältnismäßig viel mit den verurteilten Einstellungen konfrontiert worden ist. [...] ULI TONDORF, Kiel
Diese und ähnliche Aussagen diskreditieren ohne Beweis ganze Bevölkerungsschichten in unzulässiger Weise. Von einem sozialdemokratischen Bundeskanzler erwarte ich kompetente gesellschaftspolitische Bemerkungen. Die dürfen ruhig „griffig“ sein – aber nicht pauschal verurteilen.
Herr Schröder weiß auch, dass es Faule in allen Gesellschaftsebenen gibt. Und von einem „Aktionsprogramm gegen faule Politiker und Abgeordnete“ habe ich leider noch nichts gehört. Schade eigentlich! WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen
Schröder hat viel versprochen. Sichere Renten, weniger Staatsschulden, weniger Kohlendioxid und, vor allem, viele viele Arbeitsplätze. Anschließend hat er zweieinhalb Jahre darauf vertraut, dass die Konjunktur in den USA uns ewig mitziehen werde.
Kurz: Schröder war faul. Darf der das? Gibt es für Schröder ein Recht auf Faulheit? Ja klar. Schröder ist ja nicht arbeitslos. Schröder ist Bundeskanzler. Noch. GERHARD PAULI, Düsseldorf
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