: USA-China: Eiszeit
Nach der Freilassung der US-Flugzeugbesatzung durch China schimpfen beide Länder wieder aufeinander
WASHINGTON/PEKING ap ■ Nach der Rückkehr der Besatzung des US-Spionageflugzeugs aus China hat sich der Ton zwischen Washington und Peking verschärft. US-Präsident George W. Bush widersprach am Donnerstag der chinesischen Darstellung der Flugzeugkollision vom 1. April und bekräftigte, die USA würden ihre „Aufklärungsflüge“ nahe China fortsetzen. Bush bezeichnete die Aufklärungsflüge als Teil der nationalen Sicherheit der USA und Beitrag zur internationalen Stabilität.
Bush machte China für die Kollision zwischen dem Spionageflugzeug und dem chinesischen Abfangjäger verantwortlich. Das US-Flugzeug habe sich regelgemäß verhalten, betonte er. Die USA würden China unangenehme Fragen über die Kollision stellen. Ein solcher Vorfall sowie die Festhaltung der Crew schade dem Verhältnis beider Staaten. Bush sprach per Telefon mit der Besatzung des Flugzeugs, die am Donnerstag auf Hawaii eintraf.
Aus US-Regierungskreisen verlautete, die US-Maschine sei zur Zeit des Vorfalls mit eingeschaltetem Autopiloten in internationalem Luftraum geflogen. Der chinesische Abfangjäger habe das US-Flugzeug von unten gerammt.
Der chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji sagte laut der Zeitung China, die US-Maschine sei in chinesischen Luftraum eingedrungen und habe den Abfangjäger gerammt. Dafür müssten die USA die volle Verantwortung übernehmen. Der stellvertretende UN-Botschafter Shen Guofang betonte, weitere Aufklärungsflüge vor der Küste Chinas könnten gefährlich für die USA sein. Präsident Jiang Zemin erklärte, die USA müssten die chinesische Haltung respektieren.
Die 24 Besatzungsmitglieder waren nach der Notlandung auf Hainan elf Tage festgehalten wurden und durften erst ausreisen, nachdem die USA in einem Brief großes Bedauern über den Vorfall sowie über den Tod des chinesischen Piloten geäußert hatten. China hatte ursprünglich eine offizielle Entschuldigung verlangt.
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