: Ölarbeiter entführt
Kolumbiens ELN-Guerilla entführt 92 Arbeiter einer US-Ölfirma, von denen die meisten wieder freikommen
BUENOS AIRES taz ■ Nur wenige Stunden nachdem die ELN-Guerilla im Osten Kolumbiens 92 Arbeiter einer US-Ölfirma entführt hatte, ließ sie die Mehrzahl von ihnen wieder frei. Trotzdem befinden sich immer noch zwölf Angestellte in der Gewalt des „Nationalen Befreiungsheeres“ (ELN). Die Arbeiter der Occidental Petroleum Corporation waren in einem Konvoi von acht Bussen unterwegs vom Cano-Limon-Ölfeld zu ihren Wohnungen, als ELN-Guerilleros die Busse stoppten und umleiteten. Nachdem Kolumbiens Armee mit Flugzeugen und Bodentruppen die Verfolgung aufnahm, ließ die ELN 70 der Geiseln laufen.
In den vergangenen Monaten verübte die ELN zahlreiche Anschläge auf Einrichtungen im Cano-Limon-Ölfeld. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres explodierten 60 Sprengsätze bei Occidental Petroleum. Vergangenes Jahr wurden 100 Anschläge gezählt. Die Ölindustrie ist ein klassisches Anschlagsziel der ELN.
Wegen der Verbindungen der Armee zu den rechtsgerichteten Paramilitärs erklärte die ELN vor kurzem, ihre Friedensgespräche mit der Regierung steckten „in einer Krise“. Präsident Andres Pastrana hatte der ELN in Aussicht gestellt, das Militär aus einer 4.000-Quadratkilometer-Zone im Norden des Landes abzuziehen und sie der Guerilla zu überlassen, wenn diese sich auf Friedensverhandlungen einlässt. Der größten Guerilla des Landes, der Farc, hat er bereits ein Gebiet im Tausch für Verhandlungen überlassen.
Bewohner der angebotenen Region wehren sich gegen die ELN-Zone. Die Paramilitärs sind wegen Pastranas Plänen in „Alarmbereitschaft“ und angeblich bereit, „zu sterben oder zu siegen“, wie sie ihm schrieben. Sie wurden in den 80er-Jahren von Großgrundbesitzern zur Guerillabekämpfung aufgestellt und verfügen über sehr enge Kontakte zum Militär. Sie sind verantwortlich für Entführungen, Morde und Massaker an der Zivilbevölkerung.
Zu Ostern waren Paramilitärs in ein Dorf im südwestlichen Department Cauca einmarschiert und hatten mehrere Campesinos ermordet, denen sie vorwarfen, mit der Guerilla zu kollaborieren. Nach Angaben des Ombudsmanns für Menschenrechte wurden mindestens 30 Campesinos ermordet. Hunderte von Dorfbewohnern flohen daraufhin auf Pferden oder Eseln vor der Gewalt. INGO MALCHER
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