Gericht: Muttersprache?
■ 32-Jähriger beschimpft Schwarzen
Rainer K. erschien mit kurzgeschorenen Haaren, Bomberjacke und Stiefeln zur gestrigen Hauptverhandlung im Gericht. Ihm wird vorgeworfen, einen Afrikaner mit den Worten „Du Scheiß-Neger, was willst Du hier?“ im Juli vergangenen Jahres auf der Straße beleidigt zu haben. „Stimmt“, gab er ohne Umschweife zu. „Es tut mir sehr leid, und ich habe mich dafür auch bei dem Mann in einem Brief entschuldigt.“ Einen ausländerfeindlichen Hintergrund gäbe es nicht. „Ich habe jahrelang neben einem Ausländer gewohnt, 30 Prozent meiner Arbeitskollegen sind Ausländer – fragen Sie die doch, denen habe ich nie etwas getan.“ Das Wort Neger sei für ihn „normale Muttersprache“. „Über das Wort kann man natürlich diskutieren, aber sie haben ja auch 'Scheiß' davorgesetzt“, entgegnet ihm der Richter. „Ich war angetrunken“, entschuldigt der 32-Jährige.
In einer Hausdurchsuchung fand die Polizei allerdings nicht nur Bierflaschen, sondern auch eine Hakenkreuzfahne, eine Gedenkmünze Adolf Hitlers, kurzum: nationalsozialistisches Propagandamaterial. „Das sind Erinnerungsstücke an meinen Opa“, so Rainer K., die zudem immer in einem Schrank verschlossen seien. Strittig blieb auch, ob er „Sieg Heil“ gerufen hat. Das nämlich wirft ihm der Staatsanwalt ebenfalls vor. Laut Aussage seiner Nachbarin habe er an einem unbestimmten Tag im April diese Wörter gegröhlt. „Es mag sein, wenn ich im Vollrausch war, dass ich sowas vielleicht gesagt habe.“
Der Richter zog daraufhin das Register. Rainer K.'s Vorstrafen gehen „quer durch den Garten“ – von Diebstahl über Trunkenheit am Steuer, Beleidigungen bis hin zu Körperverletzung und Bedrohung. Keine dieser Taten steht nach Auffassung des Gerichts in politischem Zusammenhang. So fiel das Urteil auch recht milde aus – Rainer K. wurde zu einer Gesamtstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Diese enthält allerdings noch sechs Monate von einem Urteil aus dem vergangenen Jahr. wie
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