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leben in funnylandYVES EIGENRAUCH mit einer ode an die zuschauer

das wollen und der glaube

den zufällig rund um das gelsenkirchener parkstadion spazierengehenden war es schon in den vergangenen tagen aufgefallen. viele menschen hielten sich am trainingsplatz und an der geschäftsstelle auf. die osterferien bescherten uns ein mehr an arbeit; nicht alleine mit der reinen trainingsarbeit war es getan, vielmehr galt es, sowohl vor als auch nach dem training den wünschen der kinder und erwachsenen nachzukommen. autogramme, gemeinsame fotos, ein kurzes gespräch über das „meister-werden-wollen“. wir kalkulierten mindestens 20 minuten ein.

besonderes fiel mir montag der vergangenen woche auf. ganz viele leute standen vor dem schalter der kartenverkaufsstelle. an ein unauffälliges zum-training-fahren war nicht zu denken. die schlange blieb den tag über vielleicht vierzig meter lang. sie hatten geduld mitbringen müssen und vertrieben sich die zeit, indem sie unter anderem die vorbeifahrenden fahrzeuge beobachteten. es war ja gleich training! den besonderen hype hatte offensichtlich unser am wochenende gewonnenes spiel in münchen ausgelöst. gegen die bayern gewonnen hatten sie, und nun sollte ich vielleicht bei den weiteren erfolgen meiner mannschaft nicht dabei sein?

nein! meine mannschaft. ihr seid toll. so kaufe ich mir und euch eine karte für das spiel gegen hertha. meine erwartung sagt mir, dass wir gegen die gewinnen werden. müssen. müsst ihr! die flutlichter begannen zu leuchten, und fast alle waren zum spiel gekommen. eine kleine ode an großartige besucher.

1. eure haltung, eine andere als erwartet. nicht rund wie der ball selbst, läuft er, kein oooh, aaah, neee aus den kehlen ist zu hören. das herz scheint am rechten platze, anders als erfahren, wird von euch gegeben, worauf schon oft gehofft. keine unruhe, keine täuschung ist zu spüren, allein das wollen und der glaube beflügeln uns.

2. der abschied ist nah, das ziel vor augen. als gemeine aufgabe fühlen wir den erleuchteten abend, die kanne in der hand, die blume hinterm ohr. vielleicht ist es der schal um den hals, das nummerierte trikot! die begeisterung, trotz allem, bricht schneisen in die reihen. ihr wart das, wonach wir uns sehnten, und konnten geben, auch durch euch, was euer ist. wird sein, auch in zukunft?

3. mussten sein, die erhobenen fahnen. besonders schön wird sein zu sehen, nicht nur der erfolg soll sein, was zählt. aber schön wäre es allemal. für euch; und sie; und uns.

oft schon bemängelten wir, dass die erwartungshaltung der zuschauer einzig durch ein gewonnenes spiel zu befriedigen sei. das mag vielleicht auch so sein, ebenso wie auch unsere erwartung einzig und allein im erfolg liegt. aber: obwohl wir nicht wie gewünscht ins spiel kamen, ganz im gegenteil, sogar in rückstand gerieten und einige recht unglücklichen situationen gegen uns hatten, war die stimmung im stadion eine ganz besondere, die zu beschreiben schwierig ist. keine ungeduld brach aus, kein unmut wurde gezeigt. die mannschaft wurde angefeuert, aus tausenden von kehlen schallte die sympathie für den verein und die mannschaft den spielern entgegen.

die fans, obgleich sie sich nicht als solche fühlen müssen, sind die grundlage für einen möglichen erfolg. der erfolg sollte uns beschieden sein, zumindest in diesem spiel. ich möchte euch sagen: „danke!“

Autorenhinweis:yves eigenrauch, ab heute 30 Jahre alt, ist angestellter von schalke 04 und spürt neuerdings eine besondere Stimmung

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