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Krach ist das größte Umweltgift

Lärm macht taub, erhöht das Herzinfarktrisiko und schadet mehr als Gift im Essen, warnen Experten. Zum „Tag gegen den Lärm“ fordert der BUND ein Ruheschutzgesetz

BERLIN epd ■ Gesundheits- und Umweltorganisationen warnen vor der wachsenden Gefährdung durch Lärm. 70 Prozent der Deutschen fühlten sich durch Straßenlärm und 50 Prozent durch Fluggeräusche erheblich gestört, erklärte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anlässlich des internationalen „Tages gegen den Lärm“, der heute zum vierten Mal begangen wird. Mehr als zehn Millionen Bundesbürger müssen nach Angaben des Verkehrsclubs Deutschland tagsüber einen Lärmpegel von 65 Dezibel aushalten.

Fünf Millionen Arbeitnehmer seien in der Bundesrepublik sogar gehörschädigendem Krach von über 85 Dezibel ausgesetzt, so die Bundeszentrale. Die Folge seien jährlich etwa 3.000 als Berufskrankheit anerkannte Fälle von Schwerhörigkeit. Besonders gefährdet seien rund 16 Prozent der Bevölkerung, die an verkehrsreichen Straßen wohnen. Studien belegten, dass bereits ein mittlerer Verkehrslärmpegel das Herzinfarktrisiko um 20 bis 30 Prozent steigere.

Das Bundesamt warnt vor allem Jugendliche, Musik nicht ständig in großer Lautstärke zu hören. Ein Viertel aller jungen Menschen leide bereits an nicht heilbaren Hörschäden. Deshalb müsse die Aufklärung an Schulen deutlich verstärkt werden.

Nach Ansicht von Experten richtet Lärm sogar größere Gesundheitsschäden an als Gifte in der Nahrung. „Er ist das Umweltproblem Nummer eins“, sagte Prof. Thomas Lenarz von der Medizinischen Hochschule Hannover. Einmal geschädigte Hörnerven könnten nicht mehr geheilt werden. Daher sei zur Vorbeugung von Schäden vor allem wichtig, Lärm zu vermeiden und dem Gehör Ruhepausen zu gönnen, erklärte der Arzt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland forderte ein Gesetz zum Schutz der Ruhe. Es solle verhindern, dass die letzten lärmarmen Zonen durch Landschaftszersiedelung, neue Verkehrsprojekte oder Flughafenausbau zerstört werden. Notwendig seien auch mehr Tempo-30-Zonen und Nachtflugverbote. Aus Ruheschutzgründen solle sich die Bundesregierung in der EU für den Erhalt des Sonntagsfahrverbotes für Lkw einsetzen, so der BUND.

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