: Telekom schafft Sprung über den Atlantik
US-Aufsichtsbehörde erlaubt dem deutschen Konzern Übernahme von VoiceStream. Deal kostet 30 Milliarden Euro
WASHINGTON/BONN dpa/rtr ■ Die Telekom hat es endlich geschafft: Sie darf jetzt auch in den USA expandieren. Die zuständige US-Aufsichtsbehörde (FCC) erlaubte dem Konzern die Übernahme des Mobilfunkanbieters VoiceStream und öffnete ihm damit den wichtigsten Telekommunikationsmarkt der Welt. Durch die Übernahme von VoiceStream mit seinen vier Millionen Kunden erhält die Telekom auch die Kontrolle über den US-Mobilfunkanbieter Powertel. Sie zahlt für den Deal nach aktuellem Börsenstand rund 30 Milliarden Euro in Aktien und bar.
Der Sprung über den Atlantik war von Beginn an Chefsache beim rosa Riesen. VoiceStream-Chef John Stanton avancierte schnell zu einem Liebling seines deutschen Kollegen Ron Sommer, der oft von „meinem Freund John“ sprach. In den USA allerdings war die Fusion wegen des hohen Staatsanteils der Deutschen Telekom umstritten. Die FCC betonte aber, dass die Fusion dem öffentlichen Interesse der USA nicht entgegenstehe. Die Telekom sei weder bestrebt noch in der Lage, den Wettbewerb auf dem US-Markt zu verzerren.
Deutsche Telekom, VoiceStream und Powertel wollen ihren Kunden einheitliche Dienstleistungen auf Basis einer gemeinsamen Plattform anbieten. Dazu gehören unter anderem die Erreichbarkeit unter einer Mobilfunknummer, einheitliche Abrechnung, weltweiter Kundenservice sowie in Zukunft auch den Zugang zum Internet. Nach Telekom-Angaben erreicht das künftige Lizenzgebiet 430 Millionen potenzielle Kunden in den USA und Europa.
Gegen die Fusion hatte sich in den USA eine Front unter der Führung des einflussreichen Senators Ernest Hollings gebildet. Er wollte erreichen, dass die Übernahme heimischer Telefonkonzerne durch ausländische Unternehmen mit mehr als 25 Prozent Staatsanteil prinzipiell untersagt wird. Die Telekom ist noch zu 58 Prozent in Bundesbesitz; mit der VoiceStream-Übernahme sinkt der Staatsanteil auf knapp 46 Prozent.
Die Fusion war bereits im Juli 2000 vereinbart worden und soll bis Ende Mai abgeschlossen sein. Vorher muss noch ein weiteres Genehmigungsverfahren in den USA durchlaufen werden, das aber als Formalie gilt. Allerdings verwiesen Analysten auf ein weiteres Hindernis: Beim Abschluss des Deals war ein Telekom-Kurs von 33 Euro festgeschrieben worden. Ansonsten haben die VoiceStream-Aktionäre ein Rücktrittsrecht. Am Donnerstag lag der Kurs lediglich bei knapp 28 Euro.
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