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Die Zügel ein bisschen schleifen lassen

■ Gänsehaut-Country und rumpelnde Rocker: Cow in der Tanzhalle

Neue Bands können aufregend sein. Andererseits weiß man vorher nie, ob die Sache gut wird oder bloß langweilig. Wenn allerdings schweißerprobte Hamburger Bühnenspezialisten (von: Die Braut haut ins Auge, Sterne, Goldene Zitronen, Sinalco Bums) sich entschließen, gemeinsam eine neue Country-Band ins Leben zu rufen, dann wird's spannend – wie bei Cow. Die verbinden nicht nur Peta Devlins starke Leadstimme mit Fiddel und Pedal-Steel-Gitarre, sondern sorgen auch mit mehrstimmigen Hillbilly-Vocals für den Country-Touch. Was dabei rauskommt schmiegt sich an die Ohren, ist manchmal todtraurig und trifft meistens mitten ins Herz.

Es war noch vor Bekanntwerden des deutschen Rinderwahnsinns, nämlich 1999, dass sich die vier musikbesessenen Multiinstrumentalisten fanden. Ende letzten Jahres legten sie dann ihre erste, selbst produzierte Mini-CD vor. Die bereitet schon beim Kauf, im selbst gebastelten Cow-Kuh-Karton beim Plattendealer um die Ecke Freude, und erst recht zu Hause im digitalen Player: Chanson-Inspiriertes lässt Gänsehaut sprießen, rumpelnde Rocker wie das „Move it on Home“-Cover machen Bierdurst und lockern die Hüften. Als Platte zur ersten Cow-Tour stand dieses 20-minütige Hörvergnügen in limitierter Auflage von 500 Stück zum Verkauf. Das war Ende letzten Jahres. „Davon haben wir jetzt noch 60 oder höchstens 100 Stück“, sagt Ecki Heins, Geiger des Quartetts. Für eine Band ohne Plattenlabel, das den Vertrieb betreut, läuft es also gut.

Zur Zeit sind Cow wieder unterwegs, mit alten Hits wie „Blue Moon of Kentucky“ und neuen, eigenen Songs. Nach dem Abgrasen des Südens der Republik werden sie ihre Tour in der Tanzhalle beschließen. Ob dann noch CDs übrig sind? „Wahrscheinlich nicht“, sagt Ecki Heins, aber er verrät, zum Trost für alle leer Ausgegangenen, dass eine neue Platte in Planung ist. Die soll dann allerdings nicht wieder in Eigenregie verkauft werden. „Wir haben so viel Zeit mit dem technischen Zeug verbracht, die wir besser im Übungsraum hätten verbringen können“, sagt (Pedal-Steel)-Gitarrist Thomas Wenzel. Trotzdem gehen Cow die Labelsuche ziemlich lax an. „Richtig beworben haben wir uns noch nicht, da haben wir die Zügel ein bisschen schleifen lassen“, sagt Wenzel, „aber mit der ersten Platte gibts ja immerhin ein Lebenszeichen von uns.“

Was will man mit Cow erreichen? „In meinen anderen Bands sind die Konzerte wegen der Sprache auf den deutschsprachigen Raum beschränkt. Peta singt aber englisch, das wäre ein Ziel, mal weiter rumzukommen. Auch gerne in kleinen Clubs, das muss nichts Großartiges sein.“

Susie Reinhardt

mit Butterscotch: Sonntag, 21 Uhr, Tanzhalle St. Pauli

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