piwik no script img

Schleimprobleme

Mit dem Frühling kommen die Schnecken und fressen sich durch den Gartenten  ■ Von Kaija Kutter

„Willst du ein Leben lang glücklich sein, musst du einen Garten haben.“ Dieses kluge chinesische Sprichwort hat seine Gültigkeit verloren. Seit es die Spanische Wegschnecke in unsere Breiten geschafft hat, ist Gartenarbeit oft furchtbar frustig.

Fein, der Frühling ist endlich da, aber kaum schieben die Blumen ihre Triebe aus dem Boden, sind sie schon rundum abgeknabbert. Keck und niedlich strecken die noch klitzekleinen Schleimtiere uns ihre Fühler entgegen als wollten sie sagen „hä, hä, war schon da“.

„Die Spanische Wegschnecke ist ein Problem. Da hilft gar nichts“, sagt Michael Westphal vom Naturschutzbund (Nabu). Weil Igel und Kröten, die natürlichen Feinde der heimischen roten und schwarzen Wegschnecke, die importierte Variante nicht fräßen - „Die sind selbst den Igeln zu schleimig“ - könne sich das schwarz-braun marmorierte Tier „unbändig vermehren“.

Was also tun? „In einem Naturschutzgebiet sind Schnecken kein Problem“, sagt Stefan Rust vom Botanischen Garten. Andere Tiere und Pflanzen stört es nicht, wenn ab und zu eine Pflanze durchlöchert ist. Im Botanischen Garten hingegen ist das braune Muskeltier, das bis zu fünf Zentimeter lang wird und bis zu 400 Eier legt, ein Störfaktor. „Wir decken empfindliche Pflanzen mit Körben ab“, berichtet Rust. Ansonsten verwenden die Flottbeker Botaniker „aus Personalgründen“ Schneckenkorn, ein Gift, von dem es im Jahr vier oder fünf der Schneckenplage auch biologisch abbaubare Sorten gibt.

„Über Schneckernkorn lacht sich die spanische Wegschnecke tot“, hält Westphal entgegen. Die Subtanz, die austrocknen soll, werde von dem Kleintier „einfach zugeschleimt“. Der Biologe empfiehlt dagegen Schneckenzäume rund um den Salat zu ziehen oder breite Streifen aus Kalk und Sägespähnen auszulegen: „Da kommen die nicht drüber“.

Davon gehört, aber selber nicht ausprobiert, habe er auch von brutaleren Methoden. Da wären die obligatorischen Bierfallen, in denen die Tierchen ertrinken, wenn man sie nicht rausholt. Oder die Abschreckungsmethode mit der Jauche: Tiere kleinschneiden, in Wasser faulen lassen und dann auf die Pflanzen versprühen.

Egal oder Gift oder Messer, der schnelle Gnadentot sei immer noch tierfreundlicher als die feige Methode, die Schnecken ins Klo zu spülen, meint Botaniker Rust. „Immerhin leben die in der Kanalisation noch weiter, bevor sie sterben“. Am freundlichsten sei, die Tiere auf einer Wiese freizulassen.

Auch auf die Ordnung im Garten kommt es an. Gemein, all jene, die ihren Grund naturnah gestalten, haben eher ein Problem als Pedanten, die ihren Rasen mit einem Teppich verwechseln. Doch auch Ökos wissen Rat. Wildstaudengärtner Gerhard Flathmann empfielt, statt zarter Triebe ausgewachsenere Pflanzen zu setzen. Die überstehen den Schneckenbiss. Auch könne man eine Brühe aus Nemathodenen auf Pflanzen zu versprühen.

Botaniker Rust vermutet, dass Igel die braune Sorte doch essen, wenn nur mehr Igel gebe. Seine Nachbarn fanden einen originellen Ersatz: Sie halten sich in ihrem Garten zwei Laufenten, die alle Schnecken fressen, solange sie noch klein und niedlich sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen