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Platz fünf für Bremer Arbeitslose

■ Sind die Bremer Arbeitslosen arbeitsscheu? Ein Drückeberger-Ranking will das glauben machen. Arbeitsamt wehrt sich: Es gebe mehr Arbeitsplätze, ergo mehr Angebote für Joblose

Bremer Arbeitslose sind faul. Nicht so faul, wie die megafaulen Hamburger, aber im bundesweiten „Drückeberger“-Ranking des Wirtschaftsmagazins impulse belegen die Bremer immerhin einen respektablen fünften Platz – von hinten. Aus der offiziellen Statistik der Bundesanstalt für Arbeit für das Jahr 2000 hat das Magazin so genannte Drückeberger-Quoten für die Bundesländer errechnet. Danach wurden bei 4,2 Prozent der Bremer Arbeitslosen Geld oder Hilfe gekürzt, weil sie zumutbare Arbeit abgelehnt hatten: das Arbeitsamt verhängte eine Sperrzeit.

„Zu einfach“ findet der Bremer Arbeitsamtsdirektor Christian Hawel die Berechnungen. „Ungenau“, kritisiert Gitta Barufke von der Arbeitsgemeinschaft arbeitsloser Bürgerinnen und Bürger (AGAB) das Ranking. Doch über die Gründe für die relativ hohe Quote sind sich beide überhaupt nicht einig. Die höchste Quote verhängter Sperrzeiten kann Hamburg vorweisen: 6,5 Prozent. Die niedrigste hat Sachsen: 1 Prozent. Faule Hamburger und Bremer, fleißige Sachsen? „So einfach kann man das nicht sehen“ sagt Hawel. Im Gegenteil weise die höhere Quote auf einen erfreulichen Abbau der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum wachsenden Angebot offener Stellen hin. Heute stünden 35.000 Arbeitslosen rund 5.000 offene Stellen gegenüber. Vor einigen Jahren konnten sich noch rund 40.000 Menschen ohne Erwerbsarbeit um nur 2.000 offene Stellen streiten. Das höhere Angebot führe zu häufigeren Ablehnungen, weil schlicht mehr Leute angeschrieben würden.

Den verstärkten Druck auf Arbeitssuchende, auch wenig zumutbare „zumutbare Arbeit“ aufzunehmen, macht Gitta Barufke von der AGAB für die hohe Sperrzeiten-Quote verantwortlich. „Immer häufiger“ kämen Arbeitslose in die Beratung, die an Zeitarbeitsfirmen vermittelt werden sollten. „Da werden Menschen für einen Stundenlohn hin und her geschoben, der unter aller Sau ist“, ärgert sich die Rechtsberaterin. Zwölf Mark brutto die Stunde seien keine Seltenheit. Vor einem knappen Jahr erst wertete das Arbeitsgericht Bremen einen Stundenlohn von elf Mark als sittenwidrigen „Lohnwucher“ und erklärte den Vertrag mit der Zeitarbeitsfirma kurzerhand für nichtig.

„Der Druck wird höher, weil heute alles für zumutbar erklärt wird“, sagt Barufke. Ein Anwurf, gegen den sich der Arbeitsamtsdiektor vehement verwehrt. „Wir üben überhaupt keinen Druck auf den Einzelnen aus, sondern prüfen den Fall nach der eindeutigen Rechtslage“, versichert Hawel. Warum dann aber beispielsweise das Saarland in dem Ranking den letzten Platz unter den alten Bundesländern belegt, obwohl die übrigen Arbeitsmarktdaten dicht an den Bremer Zahlen liegen, erklärt er nicht. Die saarländischen Behörden kürzten nur bei rund 2,7 Prozent der Geld- und Hilfsempfänger. Die Zahl der Hilfsempfänger pro offener Stelle lag aber mit rund sieben ähnlich hoch wie die in Bremen (7,6). Zu Hilfe eilt Hawel der Sprecher des Arbeitsamtes in Saarbrücken. „Wir hatten innerbehördlich einen erheblichen Personalabbau, konnten weniger Arbeitssuchende überprüfen“, sagt Peter Ehrhardt.

Das gesamte Ranking hält Paul Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung wegen mangelhafter Datenerhebung für eine Farce: „Das lenkt nur davon ab, dass die Regierung ihre Arbeitsmarktversprechungen nicht einhält.“ Volker Macke

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