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Wie kläffen englische Köter?

■ Europawoche in der unteren Rathaushalle lockt mit Informationen und einem Flair von Welt / Wer nicht ahnt, wieviele Sprachgemeinden es in Bremen gibt, wird überrascht

Weiße Leggins. Goldene Weste. Rotes Plüschherz. Amor gastierte gestern vor dem Dom. Per Handy erhält er Anweisungen von seinem Meister. Aber – peng! Amor verschießt sich, bringt die falschen Menschen zusammen. So bleibt nur das Duell mit seinem Chef. Der Pfeil geht ins Herz. Die zwei heiraten. Das geht natürlich nur, wenn sie die gleiche Sprache sprechen. Und das tun sie: Englisch. Denn das Theaterstück der zehnten Klasse der Schule am Leibnizplatz fand im Rahmen der Veranstaltung „Bremen spricht europäisch“ statt. Passend zum „Europäischen Jahr der Sprachen“ und dem Europatag am 5. Mai, stehen die Untere Rathaushalle und der Grasmarkt bis zum 7. Mai unter dem Motto „Europa in Bremen – Bremen in Europa.“ Experte Henning Scherf: „Wir wollen die Menschen für Europa gewinnen und begeistern, ihnen neue Chancen aufzeigen und Ängste nehmen“, so der Schirmherr. „Brüssel ist fassbar“ kommentiert Rosemarie Peppler, verantwortlich für die Planung und Ausführung. Doch es gibt nicht nur Informationsstände zum Thema Euro, EU-Erweiterung und berufliche Perspektiven im Ausland, auch die pure Lust an der Sprache kommt nicht zu kurz. So hat bei den Drei-bis Sechsjährigen die europäische Idee schon voll eingeschlagen.

„Frère Jaques, Frère Jaques, dormez-vous, dormez-vous“, singen die 30 Kinder des deutsch-französichen Kindergartens mit vereinten Kräften. Kurz darauf kontern die Kids der Grundschule Burgdamm mit „Old Macdonald had a farm.“ Und sie wissen noch mehr: „Englische Hunde wuffen nicht sondern machen woof-woof“, erzählt ein kleines Mädchen ihrem Freund.

Aber auch die Großen können dazu lernen. Von denen sitzen 20, Schüler im Alter von 17 Jahren und üben für ein englisches Sprachzertifikat. „Tell me more“, lockt ein Lerncomputer zwei Stände weiter. „What's your favourite animal?“, fragt eine Stimme aus dem Off. „My favourite animal is a giraffe“, antwortet eine Computerstimme. Ein ältere Mann, der sich probeweise vor den Bildschirm getraut hat, steht frustriert auf. „Geh mir weg.“ Aber in Europa findet jeder sein Zuhause. Und so trifft man ihn schließlich bei der plattdeutsche Lesung mit der 78-jährigen Autorin Magdalena Ehlers wieder. „Dat beste am Menschen is sin Haart“, verrät diese gerade einer Schülerin neben ihr. Und während sie von den Herzensdingen spricht, späht der Junge auf der gegenüberliegenden Seite versonnen zu einer Schülerinnenriege hinüber. „Schade, wirklich sehr sehr schade“, ruft eine ältere Frau. „Aber ich versteh' hier leider gar nix.“ Das liegt allerdings nicht an der Sprache, sondern schlicht am Lärm von Bohrmaschinen, Straßenbahn und Kirchturmgeläute. wie

Einige Highlights der Veranstaltung: 4. Mai: 10.00 Uhr: Der Landesverband der Gehörlosen stellt sich vor und singt ein Gebärdenlied, 11 Uhr: Tschechische Schüler veranstalten eine Unterrichtsstunde in Tschechisch. Am 7.Mai findet um 14.00 Uhr ein „Mini-Polnisch-Kurs“ statt, und am 5. Mai, dem Europatag, gibt es von 10.30 Uhr bis 16.00 Uhr ein kunterbuntes Programm auf dem Grasmarkt mit einer Euro-Modenschau (11.00 Uhr) und einem Streifzug durch die europäische Musikszene von Jazz bis Klassik mit Tornado Rosenberg und dem elfjährigen Gitarristen Dennis. Beginn: Gegen 14.45 Uhr.

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