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Putzfrauenstreik macht Schüler froh

■ Die Privatisierungspläne der kommunalen Arbeitgeber stoßen auf Widerstand. Bildungsressort erwägt Schulschließungen

„Dreckfrei“ für Schüler in Schwachhausen und der östlichen Vorstadt. Soweit könnte es kommen, wenn die Gewerkschaft verdi und kommunale Arbeitgeber im Streit um die Zukunft der rund 1.000 städtischen Putzfrauen nicht bald zurück an den Verhandlungstisch finden. Denn seit Montag warnstreiken die Raumpflegerinnen im Schulzentrum an der Schaumburger Straße und am Kippenberg-Gymnasium. Senat und Magistrat wollen die Reinigung der öffentlichen Gebäude privatisieren. „Nicht mit uns“ sagen die Gewerkschafter. Beim Bildungssenator wird indes über eine Schließung der Schulen aus hygienischen Gründen nachgedacht.

Vor einigen Jahren seien sie noch zu neunt gewesen, heute putzen sie die Schule in der Schaumburger Straße nur noch zu viert, erzählen die Frauen dort. „Und trotzdem sind wir denen da oben noch nicht billig genug“, ärgert sich Alkic Plagica. Seit elf Jahren reinigt sie „ihre“ Schule. Das könnte bald ein Ende haben, meint zumindest Gewerkschaftssprecher Onno Dannenberg. Die von Arbeitgeberseite geplante Umwandlung der städtischen Gebäudereinigung in eine privatwirtschaftliche GmbH bedeute auf lange Sicht ein Zurückfahren der Stundenlöhne von heute 20 auf 14 Mark, so der Vorwurf.

„Niemand hat die Absicht, Gehälter zu kürzen“, versichert dagegen der Sprecher von Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU), Stefan Luft. Allerdings sollen bei Neueinstellungen die Löhne der Privatwirtschaft gelten. „Immerhin Steuergelder“, betont Luft.

Mittelfristig bedeute dies die Aufgabe der vergleichsweise sicheren Jobs zugunsten einer sozialen Unsicherheit, wie sie in privaten Reinigungsunternehmen üblich sei, kommentiert Dannenberg die Ambitionen der kommunalen Arbeitgeber. „Dafür bekommen die unseren Segen nicht.“ Stattdessen will der Gewerkschafter mit organisatorischen Neuerungen wie Jahreszeitkonten und höheren Reinigungsleistungen pro Putzfrau für die nötigen Einparungen im kommunalen Säckel sorgen.

Bis zu einer Einigung soll weiter gestreikt werden, ab nächster Woche auch an anderen Schulen. Der Versuch des Bildungssenators, mit privaten Reinigungsunternehmen für die nötige Sauberkeit an den Schulen zu sorgen, schlug einstweilen fehl. Eine Allianz aus Putzfrauen, Gewerkschaftern und rund 30 SchülerInnen versperrte MitarbeiterInnen von Plural gestern Mittag den Weg ins Schulzentrum. „Wenn das so weiter geht, müssen wir über die Schließung der Einrichtungen nachdenken“, sagte der Sprecher des Bildungsressorts, Rainer Gausepohl. mac

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