piwik no script img

Nachrichtenhändler

Über die Geiselentführung auf Jolo diskutierte die Runde der kühlen Nachrichtenhändler („Die Jolo-Geiseln und die Medien: Was interessiert uns an der Dritten Welt?“). „Es war erst mal auch gut“, sagte etwa dpa-Chef für Ostasien, Thomas Lanig, „wir konnten viel erklären aus der Region.“ Und er meinte: Weil mit Renate Wallert eine Deutsche unter den Entführungsopfern war, stieg das Interesse an der Region Südostasien. taz-Moderator Sven Hansen wollte wissen, ob die Journaille etwas falsch gemacht habe, als sie aus dem Lager der Geiseln informierte. Andreas Lorenz, Spiegel-Korrespondent in dieser Zeit, verneinte: „Es gehört zu den Aufgaben von Journalisten, in die erste Reihe zu gehen – immer.“ Dass die beobachtende Teilnahme der Medien die Erpressung erst wirksam gemacht habe, hielt Lorenz – von epd-Mann Konrad Melchers (der zudem Grundsätzliches zur Funktion der Krisenberichterstattung beisteuerte) stark kritisiert – für falsch. Ihm ging es ohnehin eher um die journalistische Professionalität: andere Kameraeinstellungen, erfahrene Kollegen, mehr Misstrauen gegenüber angeblichen Vermittlern. Lorenz muss wissen, wovon er spricht: Er selbst wurde zweimal während der Geiselnahme festgehalten. Aber die Entführung wurde vielfach vermarktet und instrumentalisiert. In Südafrika zum Beispiel, so berichtete die ehemalige taz-Korrespondentin Kordula Doerfler, habe man aus der Geiselbefreiung eine Art nationales Rührstück gemacht: Die schwarze Außenministerin begrüßte die entführten weißen Geiseln aus Südafrika nicht nur – sie umarmte sie als Zeichen der Versöhnung in Südafrika. CHRISTIAN FÜLLER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen