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Geben Sie Acht auf sich!

und lassen Sie diesen Ratgeber für Frauen in den schönsten Tagen des Jahres zu Hause!

Eines hat die Autorin immerhin erkannt: eine Marktlücke. Frauen reisen alleine, irgendwann ist es das erste Mal, und nicht jede fühlt sich dieser Situation gewachsen. Nur eines hat die Autorin nicht erkannt: Mit ihrem Buch werden möglich Schwierigkeiten herbeigeredet.

Schon der Titel lässt Schlimmstes befürchten. „Coaching für Frauen, die alleine reisen wollen“, also Management-mäßiges Training, und das für die Urlaubsreise, die Zeit im Jahr, in der man sich eigentlich vieler Zwänge entledigen möchte.

Pseudopsychologisches Geschwurbel wabert seitenweise durchs Buch. Das liest sich wie Motivationstraining für weiß der Himmel, aber nicht fürs Reisen. Vorurteile anderer über die Alleinreisende werden ihr hier zusätzlich eingeredet: „Wie kommt eine gut aussehende kommunikative Frau, die mit vielen positiven Attributen ausgestattet ist, dazu, privat alleine zu reisen“ – mögen viele denken, schreibt die Autorin. Neben unzähligen wertlosen Tipps folgen diverse Vorschläge zur Kontaktaufnahme. Gegen die Flugangst solle die Leserin „möglichst Herren (sic!) im Business-Outfit kontaktieren“. Diese seien meist Vielflieger und hätten ihre Flugangst auf ein Minimum reduziert. Wenn allerdings am Urlaubsort ein Einheimischer zu einem Ausflug in die Klippen einlade, dann „geben Sie acht auf sich!“

Reisen Sie mit dem Flugzeug!, wird empfohlen, Schiffe und Züge scheinen nicht in Frage zu kommen, Busse seien langsamer als das Auto – und Letzteres berge ungeheuerliche Gefahren! Frauen haben Orientierungsprobleme, schreibt die Autorin, das sei wissenschaftlich erwiesen. Man müsse sich außerdem andauernd konzentrieren und habe keinen Beifahrer, der einem den Weg weist. Und wenn das Auto dann gar den „Geist“ aufgebe? Die am Straßenrand freiwillig angebotene Hilfe erweise sich „oft schneller als Trugschluß, als Ihnen lieb ist“.

Also sitzt die Frau im Flieger, „Lassen Sie keine Flugangst zu“, rät Frau Wahlen altklug. Und wenn es doch zum Ernstfall kommt: „Reagieren Sie nie hektisch, und beachten Sie auch immer die Anweisungen der Crew an Bord.“ Zu diesen bescheuerten Tipps fügt sich dieser nahtlos: Man könne mehr entspannen, habe einen erholsameren Urlaub und vor allem in Krisensituationen zeige sich die lebensrettende Funktion, ergo: „Vergessen Sie Ihr Handy nicht!“ Erst wenn man dieses Buch gelesen hat, weiß man, wie kompliziert das Reisen ist. Das kann ja wohl nicht der Sinn eines Ratgebers sein. BARBARA SCHAEFER

Vanessa Wahlen: „Das Reisen ist der Frauen Lust. Coaching für Frauen, die alleine reisen wollen“. Umschau/Braus Verlag, Frankfurt/Main 2001. 160 Seiten, Taschenbuch, 29 Mark. ISBN 3-8295-6705-7

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