: Kleine Chefinnen
Die CDU lud gestern Mädchen auf Chefsessel. Sie durften eine Bürgermeisterin oder einen Polizeichef begleiten
Chefin sein für einen Tag. Unter diesem Motto hat die Berliner CDU gestern 43 Mädchen die Chance gegeben, einmal hinter die Kulissen der Macht zu schauen. Die 15-jährige Pola Hahn ist so ein „Power Girl“. Nun sitzt sie in der Benjamin-Franklin-Schule in Reinickendorf neben Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU). Ganz nah dran an der Macht. Die Schule bekommt einen neuen Computerraum und Pola darf zugucken, wie Wanjura den Schlüssel übergibt. Die Bezirkschefin ist ein bisschen aufgedreht, lacht in die Kamera, gibt sich interessiert an der Internet-Recherche der Schüler. Noch schnell ein „Passt auf eure Gesundheit auf“ zu rauchenden Schülern, dann brausen sie zum Flughafen Tegel.
Pola wirkt in ihrer weißen T-Shirt blass neben der Frau mit dem gelben Jackett. Das mit dem Power Girl war auch eher die Idee ihrer Mutter. Pola findet Politiker eher langweilig. Die Sitzungen, das ganze Gerede, die Akten. Sie verdreht die Augen. Wanjura sei aber auch keine richtige Politikerin. Das macht die Sache besser. Bei der Kommunalpolitik komme das Menschliche mehr ins Spiel, findet sie. Wanjura nickt, menschlich ist schön, aber auch sie gehe natürlich auf Konferenzen.
Der spanische Gast, den sie am Flughafen abholen wollten, hat Verspätung. Die beiden warten, obwohl noch viel auf dem Programm steht: Eine Beerdigung, eine Gesprächsrunde mit Bildungsträgern und eine Ausstellungseröffnung in der Rathausgalerie. Nun hat Wanjura Zeit, um von sich zu erzählen. Dass sie auch mal Lehrerin und Krankenschwester war. Das sei gut fürs politische Engagement. Aber das möchte Pola gar nicht.
Ganz anders die 12-jährige Marleen Krüger. Sie will Juristin werden. Deswegen hat ihre Mutter ihr den Tag bei der Landesschutzpolizei organisiert. Morgens um 8 Uhr hat Chef Gernot Priestert sie höchstpersönlich im Polizeiwagen abgeholt. „In einem Streifenwagen fahren, ist toll. Man fühlt sich mächtig“, sagt Marleen. Die Polizei findet sie spannend. Sie hat Fahndungsfotos von sich machen lassen mit der Nummer 007. Bei der Lagebesprechung durfte sie sogar neben Polizepräsidenten Hagen Saberschinsky sitzen. „Der ist viel ernster als Priestert.“
Priestert findet es auch ganz nett mit einem Mädchen durchs Haus zu ziehen. Sagt „du Biest“ zu Marleen. Einem Kind die Polizei zu erklären, findet er aber schwierig. Marleen soll vielmehr den Eindruck bekommen, dass man auch als Frau bei der Polizei etwas werden kann. Deshalb hat er ihr auch junge Frauen vorgestellt, die hier Karriere machen. Aber eigentlich erinnert ihn Marleen in erster Linie daran, dass er auch eine Tochter hat. Wahrscheinlich kommt daher die Idee, nachmittags mit Marleen bei der Wasserschutzpolizei vorbeizuschauen und ein bisschen Boot zu fahren. Das macht Spaß. Nun weiß Marleen, dass die Polizei nicht nur Kriminelle verhaftet und verfolgt.
KATJA BIGALKE
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