piwik no script img

Staatsrat als Wellenreiter

BERLIN taz ■ Die ARD muss weiter auf ihre erste Intendantin warten: Neuer Chef des Auslandsrundfunks Deutsche Welle wird wie erwartet der Bremer Staatsrat Erik Bettermann (SPD). Der bisherige Bevollmächtigte des Stadtstaats beim Bund setzte sich im dritten Wahlgang mit zehn zu sieben Stimmen gegen die WDR-Journalistin Sabine Rollberg durch.

Mit den Interna der Deutschen Welle dürfte der Wunschkandidat der Bundesregierung für den Intendantenposten vetraut sein: Seit 1994 sitzt Bettermann im Verwaltungsrat der Anstalt, nicht zuletzt dem dort herrschenden Parteienproporz verdankt er jetzt seine Wahl.

Vielleicht deshalb fiel beim ersten Auftritt vor der Presse das Bekenntnis zur „Staatsferne“ des aus dem Bundeshaushalt finanzierten Senders so deutlich aus. Auch die Finanzierung des unter der rot-grünen Regierung heftig zusammengestrichenen Unternehmens Deutsche Welle will Bettermann „sichern und verbessern“, die Diskussion um sein künftiges Haus nach den verbalen Volten seines Vorgängers Dieter Weirich „in ruhiges Fahrwasser bringen“. Der unter Weirich begonnene „personelle Prozess“, der sich bisher vor allem als radikaler Stellenabbau präsentierte, soll aber „weitergeführt werden“ – zur „Effektivierung der Arbeit.“

Für die anstehenden Verhandlungen in seiner eigenen Partei über die neue Ausrichtung des deutschen Auslandsrundfunks ist der 57-Jährige jedenfalls bestens gerüstet: Er werde nun seine bestehenden „Netze zum Wohle der Deutschen Welle nutzen“, so Bettermann. Der von der Belegschaft gewünschte politferne Medienprofi ist er nicht: Seine journalistische Laufbahn ist seit 1973 unterbrochen. Da ging der Pressereferent des Deutschen Bundesjugendrings endgültig in die Politik. STEFFEN GRIMBERG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen