piwik no script img

Sich um den Kummer kümmern

■ Symposium über trauernde Kinder im Kinderheim Alten Eichen

„Kinder durch Trauer und Tod begleiten“ ist der Titel eines heute stattfindenden Symposiums, organisiert vom Bremer Verein „Zentrum für trauernde Kinder“. Die Veranstaltung richtet sich an Eltern, sowie an Lehrerinnen und Erzieher, die mit dem Thema konfrontiert werden.

„Kinder kommen häufig nicht zum trauern, weil sie ihre Eltern über den Verlust hinwegtrösten wollen“, sagt die Initiatorin des Vereins, Beate Alefeld. Auch für Doris Bendig, Psychologin im Bremer Kinderschutzzentrum, ist die Auseinandersetzung mit kindlicher Trauer wichtig. „Kinder trauern ganz anders als Erwachsene“, sagt sie. „Da kommt es manchmal zu Missverständnissen, wenn sich eine Mutter die Augen ausheult und ihr Kind nicht.“ Eine Schwierigkeit sei, dass viele Eltern beim Verlust eines Familienangehörigen so sehr mit ihrer eigenen Trauer beschäftigt sind, dass die Kinder mit ihrer Trauer alleine blieben.

Das „Zentrum für trauernde Kinder“ ist seit Ende 1999 in Bremen die Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, deren Eltern oder Geschwister gestorben sind. Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begleiten die Kinder in ihrer individuellen Trauer. Zur Zeit kommen 15 bis 16 Kinder zwischen drei und siebzehn in die offene Gruppe, die sich einmal die Woche trifft. „Jede Woche kommen drei neue hinzu“, sagt Beate Alefeld. Nach den Sommerferien hofft sie, wenigstens zwei Gruppen anbieten zu können, eine für die ganz kleinen und eine für ältere Kinder. Bei Bedarf führt Alefeld Einzelberatungen durch oder verweist in schwierigen Fällen an Kindertherapeuten.

Wichtig sei es, jedes Kind auf seine eigene Weise trauern zu lassen, sagt Alefeld. „Wir gehen davon aus, dass das Kind seinen Trauerweg in sich hat.“ Wenn ein Kind seine Trauer oder Wut darüber, verlassen worden zu sein, in den Sandsack boxt, „ziehe ich halt auch die Handschuhe an und boxe“. Aber auch Schweigen sei in Ordnung, erklärt Alefeld ihren Ansatz, den sie aus den USA übernommen hat. „Dougy Centers“ heißen die Institutionen, die in den USA seit 16 Jahren trauernde Kinder unterstützen. Auf dem Symposium wird die Leiterin eines solchen Zentrums über ihre langjährigen Erfahrungen berichten. ei

Symposium: Heute von 10 bis 17 Uhr im Kinderheim Alten Eichen, Horner Heerstraße 19. Informationen: 343668.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen