: instrumentalisierung als nebenwirkung
Anschwärzen und Aufarbeiten
Um Vergangenheitsbewältigung geht es vielen nicht. Der Chefredakteur von Antenne Brandenburg, Christoph Singelnstein, sagt offen, dass beim Mitteldeutschen Rundfunk mit der Stasi-Debatte Intendant Udo Reiter gestürzt werden sollte. „Aber die Instrumentalisierung des Themas ändert nichts daran, dass man über die Stasi diskutieren muss.“
Nur 35 Mitarbeiter privater Medien wurden bislang auf Stasi-Tätigkeit überprüft – bei den Öffentlich-Rechtlichen waren es 3.700. Überdurchschnittlich belastet waren die überprüften Journalisten nicht. Jeder Zwanzigste war ein Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter. Im öffentlichen Dienst wurden mehr gefunden. „Die Stasi konnte sich eben auf ihre linientreuen Journalisten verlassen und brauchte nicht so viele IMs“, meint Herbert Ziehm von der Gauck-Behörde. Seiner Chefin Marianne Birthler geht es daher um mehr als die Zuträger des Geheimdienstes. „Neunzig Prozent der Ost-Journalisten waren Parteimitglied. Darüber muss man auch diskutieren.“ Wissenschaftlich beschäftigen sich derzeit vor allem Westdeutsche mit der Stasi. Medienwissenschaftlerin Beate Schneider: „Eine Herzensangelegenheit ist die Aufarbeitung den Ostdeutschen nicht.“ RGE
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