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Taburuni, die sauberen Strände

Ein Gemälde für den Regenwald und die indigenen Völker Amazoniens in Hamburg  ■ Von Sven-Michael Veit

100 Bilder sind es, jedes 100 mal 100 Zentimeter großes Teil eines Gesamtgemäldes. Grün sind sie zumeist, grün in mannigfachen Variationen, und das ist kein Zufall. „Phänomene 100 x 100“ nennt der Berliner Künstler Michael Müller seine Bilder aus dem brasilianischen Regenwald, die er dem Europäischen Klima-Bündnis überlassen hat, das diese Woche in Hamburg tagt.

Seltsame Buchstabenkombinationen tragen die Bilder: TA-BURUNI zum Beispiel, TOCORIME oder GAURITAHARI. Und auch KUVADE. Begriffe aus den Sprachen indigener Völker in Amazonien. Es seien „die vielen uns unbekannten Bezeichnungen für die Welt des Grünen“, sagt Müller, die ihn beeindruckt hätten. Eine „andersartige Naturwahrnehmung“ sei das, „ein Gegenpol zur Einteilung der Natur durch westliche Wissenschaft“. Würden diese Sprachen, würde deren Poesie vernichtet, wäre dies „auch ein Verlust an Wissen“. Und weil er bewahren will, hat Müller 100 Begriffe und 100 Mythen zu visualisieren versucht.

Taburuni, raunen die Dení, „wenn der Fluss fällt und die Strände sauber gewaschen sind“, Tocorime ist ein „kleiner übernatürlicher Geist“, der den Kulina bisweilen zu schaffen macht. „Die Sonne des Vormittags“ nennen die Zuruahás Gauritahari, und als Kuvade bezeichnen sie ein mythenbesetztes Geburtsritual.

Letzteres wird demnächst im Foyer der Hamburger Umweltbehörde zu besichtigen sein, denn diesen Quadratmeter Bild hat die Hansestadt gekauft. Für 5000 Mark und für einen guten Zweck. Mit dem Erlös soll ein sozialmedizinisches Projekt von Medico International in der Amazonasprovinz Acre finanziert werden. Die Hilfsorganisation, die 1997 für ihre Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, will vor allem die medizinische Versorgung der indigenen Völker in dem abgelegenen Waldland im äußersten Westen Brasiliens verbessern. Eine halbe Million Mark könnte zusammen kommen, wenn die grüne Hundertschaft vollständig verkauft ist, bislang ist es ein gutes Drittel.

Die restlichen Bilder hofft Müller in dieser Woche zu veräußern, auf der Jahrestagung des Klima-Bündnises, die am Mittwoch und Donnerstag in Hamburg stattfindet. Die Hansestadt ist eine von etwa 900 europäischen Kommunen, die sich diesem Bündnis angeschlossen haben. Und sich damit zur Erreichung zweier Hauptziele verpflichtet haben: Die Minimierung der Kohlendioxid-Emissionen und die Bewahrung des tropischen Regenwaldes. „Und deshalb haben wir eines der Bilder gekauft“, sagt Brigitte Köhnlein, Sprecherin der Umweltbehörde. Es sei ein Beitrag, „die Menschen dort und ihren Wald zu schützen“.

Müller hofft, dass weitere Mitglieds-Kommunen auf dem Hamburger Kongress diesem Beispiel folgen. Und damit auch den zweiten Schritt ermöglichen. 100 KünstlerInnen aus Europa und Südamerika haben bereits zugesagt, je eine Arbeit für ein zweites Kunstwerk beizutragen, dessen Verkauf ebenfalls in die amazonischen Projekte fließen soll. Damit der Begriff CCAJONAPODE keine Bedeutungserweiterung erfährt. So nennen die Kulina „früher existierende Bäume“.

Das Gemälde „Phänomene 100 x 100“ ist am 16. und 17. Mai im Völkerkundemuseum zu sehen, Rothenbaumchaussee 64

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