stille regale: Wer braucht eine Tiefgarage?
Die Geschichte ist bekannt, aber immer wieder neu. Als die Nazis 1933 vor der Bibliothek der heutigen Humboldt-Universität die Werke Bert Brechts, Heinrich Manns oder Arnold Zweigs auf den Scheiterhaufen warfen, stand Erich Kästner im Schatten der Nacht stumm daneben. Auch seine Bücher brannten. Nur wenige Jahre wurde Heines Satz „Wer Bücher verbrennt, verbrennt auch Menschen“ pure Realität. Der stillen Trauer und dem Verlust kultureller Werte hat Micha Ullman sein Denkmal gewidmet: ein leeres, stilles, schweigsames Verlies – aber kein Grabmal!
Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER
Nur mit Mühe ist vorstellbar, dass dort nun eine Tiefgarage Platz finden muss. Dies weniger, weil Ullmans „Bibliothek“ entweiht werden oder das Motorbrummen den Ort erschüttern könnte. Totenruhe gilt für andere Erinnerungsstätten. Vielmehr drängt sich die Frage auf, ob ein solches Parkhaus überhaupt einen Wert hat – außer Rendite für den Tiefgarageninvestor natürlich. Die Universität, die Staatsoper und das DHM sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut angeschlossen. Bald rumpelt noch die geplante U 5 dort vorbei. Und Parkflächen gibt es in der Gegend zur Genüge.
Für ein autofreies Forum Friderizianum braucht es keine Tiefgarage. Die Stille des Stadtraumes und der „Bibliothek“ ist ruhiger zu haben. Es ist richtig, dass die Akademie sich dazu laut äußert.
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