■ Moneta: Riesterwahn
Bis 2030 wollte er die gesetzliche Rentenversicherung stabilisieren und die kapitalgedeckte Vorsorge zu einer starken Säule der Alterssicherung ausbauen. Es wäre eine Lachnummer, wenn das Resultat nicht viel zu traurig wäre, als dass wir darüber auch nur schmunzeln könnten.
Wenn der deutsche „Eckrentner“ nach Riesters Aussage mit einer Absenkung der Rente auf 67 Prozent rechnen muss, kann er sich getrost darauf einstellen, dass es real maximal 64 Prozent sind. Denn die Berechnungsformel ist geschönt. Wer beispielsweise „nur“ 40 Beitragsjahre vorzuweisen hat, der kommt im besten Fall auf 60 Prozent. Viel schlimmer sieht es für Frauen aus. Denn wir haben niedrigere Gehälter, jede Menge Teilzeit und eine durchschnittliche Beitragszahlungsdauer von nur 30 Jahren.
Wir wissen jetzt schon, dass die Riesterschen Annahmen über die Entwicklung der Beschäftigung und der Lebenserwartung vollkommen unrealis-tisch sind. Spätestens 2010 steht uns daher die nächste Rentenreform ins Haus, so wir nicht den totalen Kollaps des Rentensys-tems oder aber Beiträge jenseits von gut und böse in Kauf nehmen wollen.
Die durchschnittliche Rente von Frauen liegt heute bei etwa 1000 Mark monatlich. Sie wird sich durch die Rentenreform nicht erhöhen. Das eigentlich tragische an diesem großen Flop ist der Glaube vieler, mit einer so genannten „Riester-Police“ die Rentenlücke schließen zu können. Es kann daher gar nicht oft genug betont werden, dass die künftig vom Staat geförderte private Altersvorsorge
a) nur die jüngsten Kürzungen der ohnehin dürftigen Renten ausgleicht,
b) nur für versicherungspflichtige Angestellte gilt
c) wieder einer ganzen Menge gänzlich unattraktiver Produkte Tür und Tor öffnen wird und
d) bei Rentenbezug voll besteuert wird!
Wachsamkeit ist wichtiger denn je!
Susanne Kazemieh
Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe,Schrammsweg 15, 20249 HH,
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