: KPS kauft Top-Ticket-Softwarehaus von Messerknecht
■ Renommierte Bremer Computer-Firma trennt sich von ihrer erfolgreichen Ticket-Softwaretochter
Die zur KPS-Gruppe gehörende Aktiengesellschaft „CTS Eventim“, die europaweit Eintrittskarten vermarktet, hat sich mit einer „ad-hoc-Meldung“ an die Börsen-Interessierten gewendet: CTS wird die Bremer ShowSoft GmbH übernehmen, die zu Messerknecht-Meister gehört, heißt es da.
Für Branchenkenner verbirgt sich hinter der Meldung ein Coup: CTS hatte bisher immer wieder im Ticket-Handel Probleme mit seiner eigenen Software gehabt. „ShowSoft“ ist eines der modernsten Programme für den Internet-Handel mit Eintrittskarten. Die Konkurrenz von CTS im Kartengeschäft, die Firma Qivive, war gestern entsprechend sprachlos über den Schachzug des Bremer Unternehmers Klaus-Peter Schulenberg. Am Freitag wird Qivive mit einem kleinen Empfang die Eröffnung des Bremer Büros feiern. Durch die Übernahme von ShowSoft sinken aber die Chancen der neuen Firma Qivive, im norddeutschen Markt Fuß zu fassen.
Schulenberg hatte vor wenigen Wochen erst die Mehrheit des Bremer Ticket-Vorverkaufssystems „TSC“ gekauft. Bei Konzertveranstaltern gab es darüber große Unruhe, weil Schulenberg selbst Konzerte veranstaltet, also über den Kartenverkauf Geschäftsgeheimnisse seiner Konkurrenten verfolgen kann. Gerichtlich wird vermutlich die Frage geklärt werden müssen, ob die Stadt Bremen alle Veranstalter zwingen kann, bei Konzentren in der Glocke oder in der Stadthalle wesentliche Kontingente ihrer Karten über Schulenberg-Systeme zu verkaufen.
Über ShowSoft werden derzeit über 12 Millionen Tickets jährlich verkauft, neben dem Bremer Theater, der Bremer Kammerphilharmonie und dem SV Werder Bremen sind der 1. FC Köln, diverse Theaterhäuser oder etwa das Berliner Philharmonische Orchester mit ShowSoft ausgestattet. Über eine Schnittstelle sollen alle diese Vertriebsstellen an das CTS-System angeschlossen werden, das bisher 22 Millionen Kartenverkäufe abwickelt. Da ShowSoft nach Experten-Ansicht das führende System der Internet-Kartenverkaufs bietet, bei dem der Kunde zu Hause die Saalpläne am Bildschirm aufrufen und „seinen“ Platz buchen kann, könnte aus ShowSoft auch die zukünftige Software für CTS insgesamt entstehen.
Dass die „Messerknecht Meister-Informationssysteme“ (MMI) die zukunftsträchtige Ticket-Tochter so einfach und vollkommen verkauft, hat mit den Interna des Familienunternehmens zu tun. Der Senior will aus der Gesellschaft ausscheiden, heißt es bei MMI, und dafür müsse Geld mobilisiert werden. Gleichzeitig sieht man bei MMI die Chance einer Allianz mit CTS: Wenn CTS europaweit ShowSoft als sein System einsetzt, könnte MMI die Netze und die Hardware zuliefern.
Eine offizielle Erklärung über die vertraglichen Regelungen der geplanten „Allianz“ gibt es von MMI nicht, dort verweist man auf die Erklärung der CTS-Eventium. Immerhin soll Rainer Bartsch, Geschäftsführer bei ShowSoft, mit seiner Firma zur KPS-Gruppe gehen, zunächst aber bei der MMI-Tochter Cargo-Soft in der Geschäftsführung bleiben.
Unbestätigten Angaben zufolge könnte die KPS-Gruppe gleichzeitig ihr Anzeigenblatt „Weser Report“ abgeben. Die Hannoveraner Madsack-Gruppe („Hannoversche Allgemeine Zeitung“) soll als Käufer an dem Bremer Markt interessiert sein. In der Führungsetage von Madsack hieß es dazu gestern: „Da gibt es noch gar nichts. Wir geben darüber keine Auskunft.“ K.W.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen