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Vom Schreckgespenst zum Ehrengast

Rumäniens ehemaliger König Michael ist wieder hoffähig und bei Staatspräsident Iliescu zum Abendessen geladen

Jahrelang war er im postkommunistischen Rumänien das Schreckgespenst. Käme er wieder an die Macht, würde er den Großgrund- und Fabrikbesitzern ihr Eigentum zurückgeben und die Bauern und Arbeiter neu versklaven. So lautete die absurde, aber massenwirksame Propaganda, die der ehemalige und gegenwärtige Staatspräsident Rumäniens, Ion Iliescu, nicht müde wurde über den ehemaligen König Michael zu verbreiten. Nun hat Iliescu den Mann, über den er noch vor nicht allzu langer Zeit nur mit sichtlichem Hass reden konnte, am kommenden Sonnabend zu einem Abendessen in seinem Amtssitz eingeladen. Von ihm einst abfällig als „Exkönig“ und „früherer Souverän“ bezeichnet, redet er Michael nun mit „Majestät“ und „Sire“ an.

Was hinter diesem überraschenden Sinneswandel steht, darüber spekulieren derzeit viele Beobachter in Rumänien. Womöglich möchte Iliescu in seiner letzten Amtszeit das Image eines Exkommunisten abstreifen und der Nachwelt ein Denkmal als versöhnlicher Staatschef setzen.

Wenn es denn so sein sollte – König Michael erfüllt ihm den Wunsch. Und das sagt viel über ihn aus. Unter allen ehemaligen osteuropäischen Monarchen ist König Michael zweifellos der würdevollste und kein politischer Abenteurer wie die meisten seiner Kollegen.

Er lebte nach seiner erzwungenen Abdankung im Dezember 1947 in dem schweizerischen Ort Versoix. Seine Rolle beschränkte er vor 1989 darauf, den Rumänen Neujahrsbotschaften über Radio Freies Europa zu senden. Nach dem Sturz Ceaușescus erklärte Mihai indirekt, dass er als König zurückkehren würde, wenn die Rumänen dies wünschten. Daraufhin bildeten sich in kürzester Zeit zahlreiche monarchistische Organisationen, die aber nie mehrheitsfähig waren.

Am 25. Dezember 1990 besuchte Mihai zum ersten Mal seit seiner Vertreibung wieder Rumänien. Wenige Stunden nach der Einreise nahm ein Überfallkommando ihn gefangen; Mihai wurde abgeschoben. Zu Ostern 1992 konnte Mihai ein einziges Mal ungehindert einreisen. Eine Millionen Menschen begrüßten ihn in Bukarest. Für das damalige, reformfeindliche, autoritäre Iliescu-Regime ein Schock und der Auslöser für die jahrelange Antikönigspropaganda.

Schon längst hat König Michael erkannt, dass für die Wiedereinführung der konstitutionellen Monarchie in Rumänien keine Chance besteht – auch wenn dies die politische Dauerkrise im Land durchaus lösen könnte. Auf Thronansprüche hat er stillschweigend verzichtet.

Im Februar 1997 gab Rumäniens erste postkommunistische demokratische Regierung ihm die rumänische Staatsbürgerschaft zurück. Der König nutzte seine Verbindungen, um im Westen diskret für Rumäniens euroatlantische Integration zu werben. Vor Gericht erstritt er sich in Rumänien die Rückgabe eines einstigen Schlosses.

Letzte Woche nun brachte Iliescus regierende „Partei der sozialen Demokratie“ einen Gesetzentwurf ein, durch den Michael die Rechte ehemaliger rumänischer Staatschefs genießt. Und die Regierung unter Ministerpräsident Adrian Nastase bot ihm das Bukarester Elisabeth-Palais als ständigen Wohnsitz an. Dort, wo die Kommunisten ihn 1947 mit entsicherter Pistole zwangen, seine Abdankung zu unterschreiben, kann er nun im Herbst seinen 80. Geburtstag feiern. KENO VERSECK

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