„Eine Fehlbeurteilung“

■ Vergewaltigung im Klinikum Nord: Leitung räumt Informationsdefizite ein

Nach der Vergewaltigung von zwei Frauen auf dem Gelände des Hamburger Klinikums Nord durch einen Patienten der geschlossenen Psychiatrie hat die Klinikleitung Informationsdefizite eingeräumt. Er habe erst nach der zweiten Tat im Mai von der ersten Vergewaltigung Anfang Februar erfahren, erklärte gestern der Leiter der forensischen Psychiatrie, Gundram Knecht. Am 11. Mai habe er vom Landeskriminalamt einen Hinweis bekommen, dass es schon am 4. Februar eine Vergewaltigung gegeben habe.

Der ärztliche Direktor des Klinikums, Ulrich Vetter, musste unterdessen eingestehen, dass die Leitung des Klinikums von der Polizei über die erste Vergewaltigung unterrichtet worden war. Es habe aber im Februar keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass es sich bei dem Täter um einen Patienten des Hauses handeln könne. Er wies Vorwürfe zurück, die Klinikleitung habe versucht, die Vorfälle zu vertuschen.

Knecht betonte, er habe innerhalb von 45 Minuten den 33-Jährigen als möglichen Täter identifiziert, als am 7. Mai eine genaue Beschreibung des Mannes vorgelegen habe, der am 3. Mai eine Patientin vergewaltigt habe. Die Information sei unverzüglich an die Polizei weitergegeben worden.

Gleichzeitig unterstrich er, dass dem vorbestraften Sexualstraftäter nicht leichtfertig Vollzugslockerungen gewährt worden seien. „Das Klinikum Nord ist kein Ort, an dem leichtsinnig mit der Sicherheit der Öffentlichkeit umgegangen wird“, sagte Knecht. Dem 33-Jährigen seien auch von externen Gutachtern – zuletzt 1999 – Fortschritte bei der Therapie attestiert worden. „Es war eine Fehlbeurteilung“, stellte Knecht fest. Der Insasse des Maßregelvollzugs hatte die beiden Taten in Vernehmungen bei der Polizei gestanden. lno