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„Entscheidung des Bauches“

Sahawa Galon, Abgeordente der oppositionellen Meretz-Partei, fürchtet die totale Isolierung Israels. Einen Boykott jüdischer Waren durch die USA hält sie für möglich

taz: Ihr Parteivorsitzender Jossi Sarid nannte den Luftangriff auf palästinensische Städte einen „großen Fehler“. Teilen Sie seine Meinung?

Sahawa Galon: Natürlich. Es gibt keinen Grund für einen solchen Angriff. Die Entscheidung dazu kam aus dem Bauch, nicht aus dem Kopf. Die Bombardierungen werden nicht den geringsten Effekt haben. Außerdem hat die Armee hier eine rote Linie überschritten. Ein Angriff auf Zivilisten mit Kriegsflugzeugen entspricht keiner Logik. Natürlich war das Attentat am Freitag in Netanja ganz furchtbar. Trotzdem kann man nicht mit Kriegsflugzeugen reagieren. Was hier passiert, ist eine „Prime-time-Politik“, mit der die Gefühle der Öffentlichkeit besänftigt werden sollen.

Wir erklären Sie sich, dass ein Mann wie Außenminister Peres, mit dem die Meretz einst zusammen eine Regierung stellte, den Angriff unterstützte?

Ich bin von Peres sehr enttäuscht. Er hält zweifellos als Feigenblatt für die Regierungspolitik her. Ariel Scharon hätte es nie gewagt, einen solchen Angriff zu befehlen, wenn er nicht Leute, wie Peres neben sich in der Regierung wüsste, der seine Politik in der Welt verteidigt.

Die Entscheidung zum Angriff mit Kampfflugzeugen wurde von nur drei Ministern getroffen. Halten Sie das für problematisch?

Ich halte das für einen Skandal. Es gibt in unserem Land ein Kabinett, in dem mehrere Stimmen zu Wort kommen sollten. Eine solche Entscheidung muss diskutiert werden.

Die Arabische Liga hat am Wochenende entschieden, die Kontakte zu Israel abzubrechen. Welche Konsequenzen hat dies?

Wir befinden uns heute in einer Situation, in der wir seit Jahren nicht waren. Israel hatte offizielle diplomatische Beziehungen zu Jordanien und Ägypten. Andere arabische Staaten unterhielten Konsulate in Tel Aviv.

Inzwischen sind wir so isoliert, wie seit langem nicht mehr. Ich hoffe sehr, dass es keine Eskalation geben wird. Ich schließe inzwischen nicht mehr aus, dass sich auch Jordanien und Ägypten einem regionalen Konflikt anschließen könnten. Dazu kommt die internationale Isolation. Möglich ist, dass die USA oder auch europäische Staaten Sanktionen gegen uns erwägen, wie zum Beispiel den Boykott von Produkten aus jüdischen Siedlungen.

Warum ist es um die Opposition so still?

Wir sind eine sehr kleine Opposition. Wir tun unser Bestes. Wir haben immer den Terror von beiden Seiten verurteilt und sind heftige Verfechter dafür, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen werden und dass die Sicherheitsdienste die Zusammenarbeit fortsetzen. Scharon lehnt Verhandlungen ab, solange die Gewalt andauert. Aber dann sollte er mindestens die Vorschläge der Mitchell-Untersuchung akzeptieren.

Eine Einfrierung des Baubetriebs in den jüdischen Siedlungen im Gegenzug für die Einstellung des Terrors, das ist in unseren Augen ein faires Angebot.

INTERVIEW: SUSANNE KNAUL

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