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Wie Tomaten in den Ketchup kommen

■ Arbeiterwohlfahrt wirbt mit Image-Kampagne für den neuentdeckten Bildungsauftrag von Kindertagesstätten

Von Bussen und Bahnen wird uns in den nächsten Wochen ein kleines Mädchen eine Tomate entgegenstrecken und behaupten: „Bei mir wächst Ketchup. Mal probieren?“ Das Plakat (Abb. links) ist Teil einer Image-Kampagne der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die für ihre 18 Kindertagesstätten werben will.

„Wir wollen mit dem Motiv den Bildungsauftrag deutlich machen“, sagt Awo-Geschäftsführerin Birgit Treu. Denn Bildung gehöre nach neuesten Forschungsergebnissen in die Kitas. So reifen 70 Prozent der Synapsen im Gehirn, welche die Voraussetzung für lebenslanges Lernen sind, im Alter von 0 bis 7 Jahren heran. Ein knappes „Zeitfenster“, dass man nutzen müsse.

Ziel sei es dabei, den Kindern Räume zu schaffen, in denen sie ihre eigene Forschung betreiben können. Nach dem Vorbild der italienischen Reggio-Pädagogik sollten Kinder nicht etwa belehrt werden, sondern ihre eigenen Fragen stellen dürfen und darin zu „Experten“ werden. Fragen wie „Warum geht ein Wasserläufer nicht unter?“ oder „Macht ein Regenwurm Geräusche?“ oder eben „Wie kommt die Tomate in den Ketchup?“. ErzieherInnen sollten die Kinder nicht „großziehen“ und anpassen, sondern sie anregen und begleiten“.

„Ich muss mir manchmal auf die Zunge beißen, dass ich den Kindern nicht zu schnell Antworten auf ihre Fragen gebe“, erläutert Awo-Fachreferentin Monika Holthus, die die mehrjährige Fortbildung der Mitarbeiterinnen betreut. Das neue Bildungskonzept bedeute für alle ein Umlernen. Die gängige Methode, Kinder mit dem Ausschneiden von Schablonen zu beschäftigen, sei nicht mehr zeitgemäß.

Die Awo hatte bereits im vergangenen Jahr eine aufwendige Werbekampagne durchgeführt und war damit bei Kita-Card-Kritikern in die Kritik geraten, weil sie so Stimmung für den Wettbewerb mache. „Auch wir haben Wartelisten“, sagt dazu Birgit Treu.

Die Image-Kampagne, die 300.000 Mark koste, sei auch gedacht, um „Politikern deutlich zu machen, dass Kitas ein Baustein des Bildungssystems sind“. Entsprechend müsse der Beruf der Erzieherin „mehr Wertschätzung erfahren“ und besser bezahlt werden. Auch müsse der Personalschlüssel in den Kitas verbessert werden.

Kaija Kutter

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