: Endlich wieder Land in Sicht
Senat beschließt Reform der Bäderbetriebe. Privatinvestoren können in einzelne Bäder mit einsteigen und Grundstücke für eigene Vorhaben nutzen. Stadtbad Zehlendorf hat schon Geldgeber
von ROBIN ALEXANDER und ANTJE LANG-LENDORFF
Teure Sanierungen veralteter Berliner Bäder sollen künftig auch mit dem Geld privater Investoren möglich sein. Dies sieht ein Gesetzentwurf von Sportsenator Böger (SPD) vor, den der Senat gestern verabschiedete.
Die neue „Möglichkeit zur Kapitalisierung“ (Böger) funktioniert so: Den Berliner Bäder-Betrieben (BBB) kann zukünftig das Eigentum an den Grundstücken übertragen werden, auf denen die Schwimmbäder liegen. Diese Grundstücke können die BBB in eine gemeinsam mit einem privaten Investor betriebene Gesellschaft einbringen. Diese übernimmt dann die teuren Modernisierungen. Ein Verkauf oder eine Belastung der Grundstücke mit Krediten durch die BBB ist auch nach dem neuen Gesetzentwurf nicht möglich, wohl aber die Garantie einer langfristigen Nutzung über Erbpacht.
„Das ist vielleicht der Weg aus der Berliner Bädermisere“, freute sich gestern der Vorstandsvorsitzende der Bäder-Betriebe, Klaus Lipinsky. „Zehn bis fünfzehn Bäder in der Stadt“ könnten auf diesem Weg auf Vordermann gebracht werden. Konkret verhandelt wird bereits in Zehlendorf: Die Trigon Gruppe möchte das Bad an der Clayallee in ein Einkaufszentrum integrieren. Den Plänen zu Folge würde die alte Schwimmhalle durch einen Neubau ersetzt.
Verhandlungen – wie sie zur Zeit in Zehlendorf laufen – sollen künftig einfacher und schneller werden. Deshalb ist im Gesetzentwurf vorgesehen, den „unternehmerischen Spielraum“ der Bäderbetriebe zu erhöhen. Dies soll durch eine „Verkleinerung der Organe“ geschehen. Konkret ist die Reduzierung des Aufsichtsrats von 19 auf 9 Mitglieder geplant, dem künftig nur noch ein Vertreter der Bezirke angehören soll.
Ob das neue Gesetz auch die Sanierung von Berlins bekanntester Badeanstalt möglich macht, ist noch offen. Als die „Perle, die es einmal war“, soll das Strandbad Wannsee zu seinen einhundertjährigen Jubiläum im Jahr 2007 wiedererstehen, träumte gestern schon Sportsenator Böger. Der politische Wille ist da, ein Geldgeber für die auf 60 Millionen Mark geschätze Investition freilich noch nicht.
Die Zusammenarbeit mit Privaten blüht längst – auch ohne das neue Gesetz: Für das Stadtbad Wilmersdorf haben die BBB bereits jetzt einen Sponsor gefunden: Der Sonnenstudiobetreiber Solarent legt diesen Sommer 60.000 Mark dazu. Von den so möglichen längeren Öffnungszeiten profitieren nicht nur die Badegäste, sondern auch der Sponsor. Der kann seine 15 Sonnenbänke in der Schwimhalle länger anbieten.
Auch für das zur Zeit geschlossene Humboldtbad gibt es laut Lipinsky „weitere Silberstrahlen am Horizont“. Der durch die taz bekannt gemachte „Dornröschenschlaf“ des beliebten Bades sei nicht mehr von langer Dauer, so Lipinsky: „Ich kann Ihnen versichern: Ein Prinz ist schon unterwegs, um es wachzuküssen.“
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