piwik no script img

Armee rückt ein

Jugoslawische Truppen besetzen Teil der Pufferzone. Skopje startet Offensive gegen albanische Rebellen

SPLIT taz ■ Truppen der jugoslawischen Armee haben gestern einen weiteren Teilabschnitt der ehemaligen Pufferzone an der Grenze zum Kosovo in Südserbien besetzt. Damit wurde die mit den KFOR-Truppen im Kosovo und der Nato abgesprochene Aktion fortgesetzt. Ende Mai sollen jugoslawische Truppen auch den Mittelabschnitt der ehemaligen Pufferzone besetzen.

Vonseiten der albanischen Befreiungsarmee UÇPMB (Befreiungsarmee Presevo, Medvedja und Bujanovac) ist kein größerer Widerstand zu erwarten. Schon 400 albanische Kämpfer dieser Region, die mehrheitlich von Albanern bewohnt ist, haben nach KFOR-Angaben ihre Waffen abgegeben und sind in das Kosovo ausgewichen. Ein Teil der demobilisierten Kämpfer will in der Region bleiben, da Belgrad eine Amnestie für alle Kämpfer versprochen hat.

Verliefe die Aktion bis Ende Mai planmäßig, wäre dies ein diplomatischer Erfolg für die internationalen Organisationen. Sowohl die Nato wie die EU und die USA hatten erheblichen Druck auf die Albaner der Region ausgeübt, um weitere Kämpfe zu vermeiden. Der neuen Regierung in Belgrad ist es durch die internationale Hilfe gelungen, die unter Milošević verlorenen Gebiete wieder friedlich in den serbischen Staat zu integrieren. Fraglich bleibt, ob sie die serbischen Polizeikräfte kontrollieren kann. Sollte es zu Racheakten gegenüber der albanischen Bevölkerung kommen, würde der bewaffnete Widerstand der Albaner wieder aufleben, erklärten Vertreter der UÇPMB.

Auch in Makedonien bemüht sich die internationale Gemeinschaft um eine friedliche Lösung. Nach Meinung der Vermittler sollte die albanische Nationale Befreiungsarmee (UÇK) Makedoniens ebenfalls ihre Waffen abgeben. Die UÇK fordert aber Verhandlungen. Dies will die Regierung in Skopje nicht zugestehen, da sie die UÇK als Terrororganisation einstuft.

Scharf verurteilten Sprecher der slawisch-makedonischen Parteien ein Treffen der an der Regierung der nationalen Einheit beteiligten Parteiführer der albanischen Parteien DPA und PDP mit der UÇK. Die albanischen Parteien wiesen den Protest mit dem Argument zurück, man müsse die UÇK aus der Isolierung holen. Einmütig forderten die albanischen Vertreter Reformen mit dem Ziel einer Gleichstellung der Albaner mit der makedonischen Mehrheit.

Unterdessen haben makedonische Truppen mit einer neuen Offensive gegen die Rebellenhochburgen Vaksince und Slupcane begonnen. Nach wie vor befinden sich Zivilisten in beiden Dörfern. Aus diplomatischen Quellen in Skopje kam Kritik. Die makedonische Regierung sollte alle Möglichkeiten für Verhandlungen ausschöpfen, verlautete aus der Umgebung der US-amerikanischen Diplomaten.

ERICH RATHFELDER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen