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Einladung zur Spende für Kriegsversehrte

Bei der Hochzeit seines Sohnes in Istanbul präsentiert sich Exkanzler Helmut Kohl als Freund des türkischen Militärs

ISTANBUL taz ■ Dafür, dass sich das Paar eine Feier im kleinen Rahmen gewünscht haben soll, war der Auflauf enorm. Fotografen und Schaulustige drängelten sich vor dem Gitter der katholischen Kirche St. Antonio in Beyoglu, um einen Blick auf das deutsch-türkische Traumpaar des Jahres zu werfen.

Doch als die Investmentbankerin Elif Sönmez dem Investmentbanker Peter Kohl im Beisein des deutschen Exkanzlers das Jawort gab, war nur ein handverlesenes Publikum zugelassen. Da auch die Feier im luxuriösen Ciragan Palace für Presse und Publikum gesperrt blieb, stellt sich der Öffentlichkeit eine Reihe schwerwiegender Fragen.

Zuerst und vor allem: Wo war Hannelore? Die offizielle Version, die Gattin des Exkanzlers leide an einer Lichtkrankheit, klang wenig glaubwürdig. Warum sollte ausgerechnet Hannelore das Licht scheuen, wo doch ihr Mann den Dreck am Stecken hat? Missbilligt sie etwa doch, entgegen den in Klatschblättern kolportierten Geschichten über das gute Verhältnis zur Schwiegertochter, die Braut?

Vielleicht wollte sie sich aber auch nicht an der merkwürdigen religiösen Verwässerung der Heiratszeremonie beteiligen. Schließlich praktizierten Peter und Elif einen religiös-kulturellen Mix, wie ihn sich die schlimmsten Ideologen der Multikultigesellschaft nicht besser hätten ausdenken können. Zuerst kam der Imam ins Haus der Schwiegereltern, um das Paar nach islamischem Ritus zu trauen. Streng genommen ist Peter damit zum Islam konvertiert. Danach ging es ab in die katholische Kirche, wo das Ganze nach den Regeln Roms wiederholt wurde. Gab es dafür eine Sondergenehmigung des Papstes? Erst zuletzt wurde die Trauung amtlich bestätigt, von niemand Geringerem als Istanbuls Oberbürgermeister, Herrn Gürtüner, der Mitglied der islamisch-fundamentalistschen Fazilet-Partei ist. Das war dann vielleicht doch zu viel des Guten für Hannelore.

Glaubt man den türkischen Blättern, hat Helmut, der Papa, sich alle Mühe gegeben, sein schlechtes Image in der Türkei zu korrigieren. Dass ausgerechnet er, der Türkenverächter, nun eine türkische Schwiegertochter hat, erschien vielen als Treppenwitz der Geschichte. In seiner Hochzeitsansprache soll Helmut gebeichtet haben, ja, er habe Vorurteile gegen die Türkei gehabt, aber das sei vorbei.

Auf den Einladungskarten an die Gäste, die Helmut zusammen mit dem Schwiegerpapa unterzeichnet hatte, wurde darum gebeten, von Blumenbouquets abzusehen und das Geld stattdessen an die Mehmetcik Vakfi zu überweisen. Das ist eine Stiftung des Militärs für Kriegsversehrte. Der alte Herr Sözer, Peters Schwiegervater, lässt Kriegsgerät bauen und wollte natürlich auch die Hochzeit für ein günstiges Auftragsklima nutzen. Bleibt noch die Frage, ob das Paar glücklich ist. JÜRGEN GOTTSCHLICH

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