: Nützliches Leben
■ Krista Sager bezieht klare Position in Gentechnik-Debatte: Für Embryonenschutz und gegen totale Freiheit des Forschens
Was wiegt mehr: Der Schutz ungeborenen Lebens oder die Hoffnung auf medizinischen Fortschritt? So oder so ähnlich könnte man die Frage nach Pro und Contra der Bio- und Gentechnik stellen. Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) hat sich dazu klar positioniert: „Ich lehne die Embryonenforschung ab und finde, dass Deutschland diesen Weg nicht öffnen sollte. Das gleiche gilt für die Präimplantationsdiagnostik.“ Die Senatorin wird sich damit bei vielen Wissenschaftlern unbeliebt machen, die darauf hoffen, dass das Embryonenschutzgesetz gelockert wird, so dass sie mit Stammzellen von Embryonen forschen können. Dahinter steht letztlich die Idee, kranke Organe, Erb- sowie andere schwere Krankheiten wie Krebs heilen zu können.
Obwohl es bei Bio- und Gentechnik eigentlich um viel mehr geht, spitzt sich die öffentliche Diskussion momentan auf die Themen Embryonenforschung und Präimplatationsdiagnostik (PID) zu. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob unfruchtbare Paare, die sich ihren Kinderwunsch mit einer künstlichen Befruchtung erfüllen lassen, die befruchteten Eizellen auf Erbkrankheiten untersuchen lassen dürfen, um sie gegebenenfalls wieder zu vernichten. An diesen und anderen befruchteten, aber nicht eingepflanzten Eizellen möchten Wissenschaftler gerne forschen, was in Deutschland noch verboten ist.
Während Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) den Standortfaktor einer Technologie betont, die Deutschland für viel Geld importieren müsste, wenn sie hier verboten bliebe, gibt es für Krista Sager „neben der wissenschaftlichen und der wirtschaftlichen auch die ethische Entwicklung einer Gesellschaft“. Und wer will entscheiden, welche Erbkrankheit so dramatisch ist, dass Eltern erlaubt wird, ein auf Probe erzeugtes Leben wieder zu verwerfen? Für die Senatorin ist das eine graduelle Entscheidung, die letztlich dazu führt, dass Leben unter den Aspekten der Nützlichkeit betrachtet wird. Und das wiederum hätte eine ethische Entwicklung zur Folge, die Einfluss auf den Umgang mit Alten und Behinderten haben könnte. „Es könnte jemand auf die Idee kommen, die Frage zu stellen, warum wir überhaupt noch Geld für Menschen ausgeben, die am Ende ihres Lebens stehen“, malt die Senatorin an die Wand. Um diesen Fragen Tür und Tor zu verschließen, solle ihrer Ansicht nach das Embryonenschutzgesetz bleiben, wie es ist.
Außerdem sei klar, dass auf den ersten der nächste Schritt folgen würde: „Es ist unsinnig zu forschen, wenn man die Ergebnisse dann nicht in Therapien umsetzt.“ Dann würde vermutlich das therapeutische Klonen anstehen. Und die Wissenschaftler würden Unmengen von Eizellen benötigen. „Ich sehe die Tendenz, Frauen als Rohstofflieferanten zu betrachten.“ Krista Sager wünscht sich in diesen Fragen eine „breite öffentliche Diskussion, damit die Bürger sich positionieren können“. Dieser Diskussion will sie demnächst Foren bieten. Sandra Wilsdorf
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