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Wo bleibt Wischer?

■ Ab 2004 wird die A 1 sechsspurig/BUND fordert mehr Initiative der Umweltsenatorin

Im Streit um den Ausbau der A 1 fordert der Umweltverband BUND jetzt das Eingreifen von Tine Wischer (SPD). „Als Bau- und Umweltsenatorin kann sie sich mit ökologischen Ansätzen im Senat nicht mehr durchsetzen“, kritisierte BUND-Mann Peter Müller. Wischer hätte in Gesprächen mit dem BUND durchblicken lassen, sie sei gegen den Ausbau der A 1, der so genannten „Hansalinie“. In der großen Koalition habe sie aber zu wenig Macht. Hier werde „die Bremer Verkehrspolitik zunehmend vom Wirtschaftssenator, nicht mehr vom zuständigen Bauressort gemacht“, betonte Müller. Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) sei ein „Hardliner, der keine Ahnung von Verkehrspolitik hat und glaubt, jedes Auto bringt mehr Geld nach Bremen.“ Wischers Sprecher Holger Bruns wollte die Vorwürfe nicht kommentieren.

„Ja, es gibt Reibereien, aber wir arbeiten gut mit der Bausenatorin zusammen“, bestätigt Stefan Woltering, Abteilungsleiter für überregionalen Verkehr im Wirtschaftsressort. Die Kompetenzaufteilung zwischen Hattig (Wirtschaft, Häfen) und Wischer (Bau, Umwelt) sei, so Woltering, manchmal „schwierig“. Wischer ist für den Bremer, Hattig für überregionalen Verkehr zuständig. Der Umweltsenatorin schlügen oft „zwei Herzen in der Brust“, sagte Woltering.

Entzündet hatte sich der Streit an einer A 1-Besichtigungstour mit Hattig, der Berliner Verkehrs-Staatssekretärin Angelika Mertens und neun norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Mertens sagte den sechsstreifigen Ausbau der „Hansalinie“ vom Ahlhorner Dreieck bis Lohne/Dinklage ab dem Jahr 2004 zu. Da für den Vollausbau 65 Millionen Mark fehlen, wird jetzt die Verbreiterung auf den Standstreifen erwogen.

Sechs Spuren hält das Wirtschaftsressort noch für zu wenig. „Mit dem Ausbau lässt sich die Kapazität der A 1 um 60 Prozent steigern“, erläutert Woltering. Derzeit benutzen täglich bis zu 90.000 Fahrzeuge die „Hansalinie“, davon ein Viertel LKWs. Allerdings werde beim Güterverkehr bis 2015 auch ein Zuwachs um 60 Prozent prognostiziert. Woltering: „Das heißt, im Jahr 2015 haben wir den gleichen Zustand wie heute.“

Mit dem A 1-Ausbau steuere Hattig „Bremen in Richtung auf Verhältnisse wie in Los Angeles“, sagte BUND-Mann Müller. Die Verbreiterung ziehe so viel Verkehr nach sich, dass die „Hansalinie“ bald wieder verstopft sei. Müller: „Warum baut niemand die Bahn aus?“ Proppenvoll war die A 1 auf jeden Fall: Zum nächsten Termin kam Hattig eine halbe Stunde zu spät – der Wirtschaftssenator steckte im Stau. ksc

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