piwik no script img

ulrich wickert

„Gentechnik nicht verwerflich“

„Nach einer überwiegenden Meinung in Deutschland beginnt die Menschenwürde mit der Verschmelzung von Samenzelle und Ei. Das ist aber ein willkürlich angenommener Zeitpunkt, wie jede andere Definition willkürlich sein wird. (...) Die Briten, die ja beileibe nicht weniger vernunftfähig als die Deutschen sind, legen den Beginn des Lebens juristisch auf den Tag, an dem der Embryo sich in die Gebärmutter einnistet. Nach diesem Maßstab wäre eine Stammzellenforschung und -heilung möglich. Er erlaubt, das Gute zu tun: Menschen zu heilen. Aber geschieht da nicht Böses, werden da nicht Menschen willkürlich geopfert? Nein, werden wir sagen können, denn diese Zellen entspringen zwar einer Blastozyste, die durch die Vereinigung von Samen und Eizelle entstanden ist. (...) Da Heilen möglich ist – ohne anderen zu schaden –, entspricht es der Menschenwürde, das Heilen zuzulassen. Der gleiche Gedankengang gilt für die Präimplantationsdiagnostik. (...) Stammzellenforschung und die daraus gewonnenen Heilmöglichkeiten verstoßen nicht per se gegen die Menschenwürde. Und PID ist – als Güterabwägung – in eng gestecktem Rahmen ethisch nicht verwerflich.“

Ulrich Wickert in der Financial Times Deutschland. Seit seinem „Buch der Tugenden“ von 1995 gilt der „Tagesthemen“-Moderator als Experte für Moral und Werte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen