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Lehrer klagen über ihre Arbeit

■ Personalratsversammlung im Pier 2 fordert mehr Geld / Willi Lemke verspricht, viel zu tun – nurr Geld drucken könne er nicht

Der Personalrat hatte gerufen, und fünfhundert, sechshundert LehrerInnen kamen ins Pier 2. An den meisten Bremer Schulen fiel dafür der Unterricht nach der zweiten Stunde aus. Zwei Mal im Jahr finden solche „Lehrervollversammlungen“ statt, auf denen die Klage der Lehrkräfte über ihre schlechten Arbeitsbedingungen den Ton bestimmen. Die Lehrer wollten es diesmal noch einmal dem Senator höchst persönlich vorführen, in Wort und Bild und in künstlerischer Darbietung – auch wenn jedem im Saal klar war, dass der in unendlich vielen Sitzungen dieselben Sätze schon unendlich oft gehört hat.

Der Personalrat scheint dabei derart auf die Interessenvertretung konzentriert, dass auf der Lehrervollversammlung über bildungspolitische Fragen nicht geredet wurde. Die Orientierungsstufe steht auf dem Prüfstand – die Personalversammlung ist dagegen und will stattdessen mehr Geld. Die „verlässliche Grundschule“ sei eingeführt worden, bei vielen Eltern höre er viel positive Resonanz, warf Lemke ein – auf der Personalversammlung gibt es viel Beifall für kritische Bemerkungen und die Forderung nach mehr Geld dafür. Die Oberstufe soll verändert, die Kurswahl eingeschränkt werden, um deutlichere „Profile“ zu bilden – die Personalversammlung ist dagegen und lehnt die Reform als „Sparmaßnahme“ ab. Überhaupt können sich Lehrer mit der Idee eines „Personalmix“ an der Schule nicht anfreunden.

Bildungspolitik, dieser Eindruck jedenfalls drängt sich auf einer „Personalversammlung“ auf, muss der Senator ohne die Lehrer und teilweise sogar gegen sie machen. Oder mit denen, die nicht mehr auf derartige Veranstaltungen kommen. Kein Wunder, dass Lemke in dem inszenierten „Podiums-Dialog“ einen guten Stand hatte. „Ich konnte nicht alle Forderungen, die die GEW hatte, umsetzen“, witzelte er mit knochentrockener Miene. Die 103 Lehrerstellen, die in den kommenden zwei Jahren gestrichen würden, so versprach Lemke, seien vor allem Lehrer, die nicht an der Schule arbeiten: Aus dem Unterricht scheidende Kollegen würden durch neue, junge ersetzt. Auch in den letzten Jahren, hatte die GEW vorgerechnet, war die Zahl der Unterrichtsstunden „nach Stundentafel“ konstant geblieben. Was gekürzt wurde, waren „Sonderbedarfe“, insgesamt 508 Stellen.

„Warum soll ich nicht für eine Fußball-AG einen Übungsleiter vom Sportverein engagieren? Warum muss eine Stunde Ping-Pong-Arbeitsgemeinschaft mit einem wissenschaftlich ausgebildeten Lehrer besetzt sein, da kostet mich die Stunde 133 Mark!“ wiederholte Lemke ein Argument, das er seit zwei Jahren gebetsmühlenartig wiederholen muss. Sachlich konnte da niemand von den Lehrern etwas einwenden. Lemke liebt solche Allgemeinplätze, gegen die niemand etwas sagen kann: „Ich habe keine Gelddruckmaschine“, eröffnete er den Lehrern. K.W.

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