Gentechnik-Streit
: Blick ins Reagenzglas

■ Grenzen der Gentechnik wurden jetzt von CDU und Grünen diskutiert

Wann beginnt ein Menschenleben? „Das ist ein ethischer Abwägungsprozess. Das entscheidet jeder für sich.“ Einleitende Worte des CDU Landesvorsitzenden Bernd Neumann zur Diskussionsrunde „Gentechnik und Medizin“. Die grüne Bürgerschaftsfraktion lud neben Neumann aus den eigenen Reihen Ex-Gesundheitsministerin Andrea Fischer ein. Die Präimplantations-Diagnostik (PID) teilte die Lager: Bernd Neumann befürwortete sie, Andrea Fischer sprach sich eindeutig dagegen aus.

Darf nach einer künstlichen Befruchtung der Embryo im Reagenzglas auf krankhaft veränderte Gene untersucht werden? In Deutschland ist das bisher verboten. Für Bernd Neumann beginnt menschliches Leben bereits im Reagenzglas. Aber im Grundgesetzt werde „die Würde des Menschen geschützt, nicht menschliches Leben“, so Neumann. Deswegen ist er „unter strengen Auflagen, wie sie die Ärztekammer fordert“, für die Präimplantations-Diagnostik. Der CDU-Mann kann nicht „begreifen, dass eine Untersuchung im Reagenzglas verboten ist, während eine spätere Abtreibung straffrei bleibt. Unter dem Verdacht, dass Eltern ihrem Kind eine schwere Krankheit vererben, sollen sie die Gene ihres Embryos testen dürfen, so Neumann.

Andrea Fischer kritisiert genau diesen Punkt. Sie befürchtet, das mit der PID eine Tür zur allgemeinen Genkontrolle geöffnet werde. Für Fischer ist unklar, für welches Elternpaar die PID in Frage kommt und für welches nicht. „Wenn wir diese Grenze überschreiten, wird es danach keine Grenze mehr geben“. Der Grüne Hermann Kuhn unterstützt Fischer: „Wird die PID nicht für mehr Leute wahrscheinlicher, wenn die Kosten fallen?“ Einer der rund 60 Diskussionteilnehmer sieht das Problem schon früher: Für ihn sollen gentechnisch geschädigte Eltern nicht im Reagenzglas die Möglichkeit „des Ausprobierens“ bekommen. Da sei doch eine Adoption besser. Das meint auch Fischer.Dazu Neumann:“ – „Das eine schliesst das andere nicht aus. Wir sollten aber nicht grundsätzlich nein zur PID sagen, weil wir uns sonst viele Wege verbauen. “ sand